Sprechen wir vom Bauen und Betreiben, so nehmen die Meisten an, es ginge immer nur um den Neubau. Doch gerade Umnutzung und Revitalisierung sind entscheidende Aspekte wenn es z.B. um die Schaffung eines nachhaltigen Gebäudebestands geht.

Ein Beispiel dafür haben wir bereits in dem Beitrag „Online-Handel und die Auswirkungen auf Einzelhandelsimmobilien“ gesehen, in welchem ich von der Umwandlung von Einkaufszentren in multifunktionale Gemeinschaftszentren geschrieben habe.

Das gerade die Umnutzung und Revitalisierung von Gebäuden und Stadtteilen eine hohe Relevanz hat, zeigen z.B. auch die von der EU initiierten Förderprogramme. Als Gutachter solcher Förderanträge sehe ich regelmäßig sehr vielversprechende und kreative Ansätze, wie Gebäudebestände ertüchtigt und sogar wiederverwendet werden, von modularer Bauweise bis hin zu Urban Mining (mehr zum Thema Urban Mining finden Sie z.B. auf der Webseite vom Umweltbundesamt).

Dabei ist die Umnutzung und Revitalisierung von Gebäuden und Stadtteilen ein dynamischer Prozess, der sich ständig weiterentwickelt und an die Bedürfnisse und Anforderungen der Gesellschaft angepasst werden muss.

In dem Kontext ist es wichtig kreative Konzepte zur Wiederverwendung zu entwickeln, die eine nachhaltige und innovative Gestaltung urbaner Räume ermöglichen kann.

Warum Umnutzung und Revitalisierung?

Die Notwendigkeit, bestehende Gebäude und Stadtteile neu zu denken und zu revitalisieren, ergibt sich aus verschiedenen Faktoren.

Dazu gehören der Bevölkerungszuwachs (Statistisches Bundesamt, 2024) – v.a. in urbanen Gebieten. Ferner die begrenzte Verfügbarkeit von Bauland und die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Lösungen. Insbesondere Bauland nimmt zunehmend ab was signifikante Auswirkungen auf den Preis von Wohnraum hat (Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V., 2023). Dies hat schließlich auch soziale und gesellschaftliche Konsequenzen.

Mit unter aus solchen Gründen hat sich ein verstärktes Interesse für die Umnutzung und Revitalisierung entwickelt, als Möglichkeit den urbanen Raum effizienter zu nutzen und gleichzeitig die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner zu verbessern.

Trend 1: Flexibles Flächenmanagement

In dem hier betrachteten Sinne ist Flächenmanagement die systematische Erfassung und Analyse der potenziellen Nutzungsmöglichkeiten von bisher nicht oder nur wenig genutzten (Brach-)Flächen (stmb, 2021). Dabei geht es um die Umnutzung von Gebäuden und Stadtteilen wie auch die Schaffung flexibler Flächen, die sich an wechselnde Bedürfnisse anpassen können.

Das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr NRW stellt beispielsweise das Nachhaltige kommunale Flächenmanagementsystem zur Verfügung (MUNV NRW, 2024). Das ist ein strategisches Steuerungsinstrument für die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme wie auch eine qualitätsvolle Stadtentwicklung. Das Flächenmanagementsystem wurde bereits in mehr als 20 Kommunen in NRW erfolgreich eingeführt.

Daneben förden auch andere Maßnahmen die Verringerung des Neuinanspruchnahme von Freiflächen durch die Reaktivierung von Altlasten und Brachflächen (sogenanntes Flächenrecycling). Ein besonderes Instrument zur Reaktivierung von Flächenpotenzialen und Mobilisierung von Brachflächen in allen Kommunen Nordrhein-Westfalens ist zudem Bau.Land.Partner NRW vom Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Solche Maßnahmen ermöglichen eine effiziente Nutzung von Ressourcen und schafft vielfältige Möglichkeiten für die Stadtentwicklung.

Trend 2: Nachhaltige Revitalisierung

Die Nachhaltigkeit ist ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Umnutzung und Revitalisierung von Gebäuden und Stadtteilen. Die Relevanz des Themas Nachhaltigkeit als Leitprinzip hatte ich bereits eingeführt im Beitrag Bau- & Immobilienwirtschaft: 24 Tipps für 2024.

Die nachhaltige Revitalisierung umfasst beispielsweise die Nutzung erneuerbarer Energiequellen (z.B. Photovoltaik und Geothermie), die Integration von grünen Dächern und Fassaden sowie die Förderung von öffentlichem Verkehr, Fahrradwegen wie auch E-Ladestationen und Konzepte zum Bike-Sharing. Nachhaltige Projekte tragen somit nicht nur zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei, sondern steigern auch die Lebensqualität der Bewohnerinnen und Bewohner.

Daneben entwickelt sich im Zusammenhang mit der Revitalisierung immer mehr der Trend zur Mixed-Use-Immobilie, die gemischte Nutzung für verschiedene Wirtschafts- und Lebensbereichen. Auch hier spielt das Thema Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle sowohl bei der Planung und Umsetzung als auch bei der erfolgreichen Vermarktung.

Trend 3: Kulturelle Identität bewahren

Die Erhaltung, Weiter und Wiederverwendung von historischen Gebäuden und Stadtteilen gewinnt ebenfalls zunehmend an Bedeutung. Der Erhalt der kulturellen Identität und des historischen Erbes einer Stadt ist für viele Gemeinden von großer Bedeutung.

Nicht ohne Grund hat die EU in verschiedenen Förderausschreibungen das Thema „Cultural Heritage“ integriert. Doch die Revitalisierung von denkmalgeschütztem Bestand kann eine große Herausforderung sein.

Dies erfordert baulichen Sachverstand und kreative Konzepte, welche die Geschichte und den Charme alter Gebäude bewahren, während sie gleichzeitig modernen Anforderungen gerecht werden. Ein Beispiel hierfür ist die Umwandlung von alten Fabrikgebäuden in loftartige Wohnungen und Büros.

Zudem benötigen Projekte in diesem Bereich erheblich finanzielle Mittel, die (zum Glück) auch aus öffentlichen Töpfen finanziert werden. Ein Beispiel ist die Förderung der klimagerechten Transformation von ehemaligen Bergbauflächen in den Städten Bottrop, Dorsten, Gladbeck und Marl mit 90 Millionen Euro (weiteres dazu hier).

Trend 4: Gemeinschaftliche Planung und Partizipation

Ein weiterer Trend ist die verstärkte Einbindung der Gemeinschaft in den Planungsprozess. Bürgerbeteiligung und partizipative Ansätze ermöglichen es den Bewohnerinnen und Bewohnern, ihre Vorstellungen und Bedenken in die Entwicklung von Umnutzungsprojekten einzubringen.

Dies führt zu einer größeren Akzeptanz und Unterstützung der Maßnahmen und fördert das Gemeinschaftsgefühl. Das Handbuch Bürgerbeteiligung von Nanz & Fritsche (2012) gibt in dem Zusammenhang einen guten Einblick hinischtlich der Umsetzung von partizipativen Prozessen.

Trend 5: Technologische Innovationen

Die Digitalisierung als Treiber des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandels hat auch signifikanten Einfluss auf die Immobilienwirtschaft. Die Integration von Technologie spielt dabei eine entscheidende Rolle bei der Umnutzung und Revitalisierung von Gebäuden und Stadtteilen.

Konkrete Beispiele, die wir bereits kennen sind Buchungssysteme für Büroräume, schlüsselloser Raumzugang oder intelligente Gebäudeleittechnik. Dazu kommen smarte Gebäudeinfrastrukturen und digitale Plattformen zur Optimierung von Ressourcen und Steuerung betrieblicher Prozesse (z.B. ERP-Systeme, Smart Parking) wie auch IoT-Anwendungen. Weitere Informationen zum Thema IoT finden Sie beispielsweise auf der Webseite robiotic.de.

Auch eine verstärkte Serviceorientierung durch Pay-per-Use-Modelle wird durch technologische Innovationen weiter Verbreitung finden (Pay-per-Use: gebührenpflichtige Nutzung eines Produkts oder einer Dienstleistung, bei der den Benutzern eine Gebühr für den Zugang berechnet wird.).

Und nun?

Die Trends bei der Umnutzung und Revitalisierung von Gebäuden und Stadtteilen entwickeln sich ständig weiter und spiegeln die sich ändernden Bedürfnisse und Prioritäten unserer Gesellschaft wider.

Kreative Konzepte zur Wiederverwendung, Flexibilität, Nachhaltigkeit, der Erhalt der kulturellen Identität, partizipative Planung und Technologieintegration sind dabei wichtige Elemente, welche eine erfolgreiche Transformation urbaner Räume ermöglichen.

Wir können gespannt sein, welche Trends und Entwicklungen noch dazu kommen, um den zukünftigen Herausforderungen im städtischen Umfeld gerecht zu werden.

Quellenverzeichnis:

Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e.V. (2023). Bauland: Knapp und teuer, online

MUNV NRW (2024). Nachhaltiges kommunales Flächenmanagement. Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen, online

Nanz, P., Fritsche, M. (2012). Handbuch Bürgerbeteiligung – Verfahren und Akteure, Chancen und Grenzen, Schriftenreihe Band 1200, Bundeszentrale für politische Bildung, online

Statistisches Bundesamt (2024). Bevölkerungsstand: Amtliche Einwohnerzahl Deutschlands, online

stmb (2021). Zukunftsweisender Städtebau – Integriert, flexibel, bürgernah. Bayerisches Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr, online

Schlagwörter: Umnutzung, Revitalisierung, Stadtentwicklung, Nachhaltigkeit, Bürgerbeteiligung, Technologieintegration

Diesen Beitrag zitieren: Karl, C. [Christian K. Karl]. (2024). 5 Trends für die Umnutzung und Revitalisierung von Gebäuden [Blog-Beitrag]. 28.02.2024. BauVolution, ISSN 2942-9145. online verfügbar

Newsletter

Sie wollen keinen Trend verpassen? Melden Sie sich jetzt zum monatlichen Newsletter an und bleiben Sie stets informiert.

×