Ökologischer Fußabdruck und seine Minimierung in der Bauwirtschaft erhält eine immer größer werdende Relevanz. Dieses Thema hatten wir bereits angeschnitten im Beitrag 5 Trends für die Umnutzung und Revitalisierung von Gebäuden. Hier werden wir etwas mehr ins Detail gehen.

Hintergrund

Die Bauwirtschaft ist ein großer Energieverbraucher und trägt erheblich zu den globalen CO2-Emissionen bei. Laut dem Bericht der Global Alliance for Buildings and Construction (GABC) von 2020 ist der Bausektor für rund 38% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Dieser hohe Energieverbrauch ist auf den Einsatz von Energie in der Herstellung von Baumaterialien, im Bauprozess selbst und im Betrieb der Gebäude zurückzuführen (GABC, 2020).

Desweiteren verbraucht die Bauwirtschaft große Mengen an natürlichen Ressourcen wie Holz, Beton, Stahl und Wasser. Der Abfall, der bei Bauaktivitäten erzeugt wird, ist ebenfalls erheblich. Laut Daten des World Green Building Council (WGBC) von 2019 macht der Bau- und Abbruchabfall weltweit etwa 40% des gesamten Abfallaufkommens aus. Die richtige Verwaltung von Baumaterialien und die Reduzierung von Abfall sind daher von entscheidender Bedeutung (WGBC, 2019).

Wir sehen, die Bau- und Immobilienbranche hat erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Deshalb steht sie vor der Herausforderung, nachhaltige Praktiken und grüne Technologien zu integrieren, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren.

Aus meiner Erfahrung als Gutachter und Monitor kann ich Ihnen sagen, dass die EU vielversprechende Forschungs- und Entwicklungsprojekte über verschiedene Agenturen fördert, die zukünftig von sich reden machen werden (z.B. über European Innovation Council and Small and Medium-sized Enterprises Executive Agency (EISMEA), Research Executive Agency (REA), Climate, Infrastructure and Environment Executive Agency (CINEA) und Health and Digital Executive Agency (HaDEA)).

Um Ihnen einen ersten Einstieg zur Minimierung des ökologischen Fußabdrucks in der Bau- und Immobilienbranche zu geben, stelle ich Ihnen im Folgenden sieben Möglichkeiten vor.

Weg 1: Gebäudemodernisierung und -sanierung

Statt immer neue Gebäude zu errichten, kann die Bauwirtschaft dazu beitragen, den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, indem sie sich auf die Modernisierung und Sanierung bestehender Gebäude konzentriert. Das ist ohnehin notwendig, da der Raum für den Neubau zunehmend abnimmt. Nach Angaben der Europäischen Kommission von 2020 ist die Sanierung von Gebäuden eine kostengünstige Möglichkeit, den Energieverbrauch zu senken und den CO2-Ausstoß zu reduzieren (Europäische Kommission, 2020).

Weg 2: Energieeffizienz

Die Integration von Energieeffizienzmaßnahmen in Gebäuden umfasst die Verwendung hochwertiger Dämmstoffe, effizienter Heizungs- und Kühlsysteme, intelligenter Gebäudeautomation und LED-Beleuchtung. Somit leisten in Zukunft energieeffiziente Gebäude einen entscheidenden Beitrag, um den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen zu reduzieren.

Weg 3: Nachhaltige Materialien

Daneben ist die Wahl der richtigen (nachhaltigen) Materialien von großer Bedeutung. Nachhaltige Baustoffe wie Recyclingbeton, Holz aus nachhaltiger Forstwirtschaft und ökologisch verträgliche Dämmstoffe tragen zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks bei und leisten damit einen positiven Beitrag zum Umweltweltschutz.

Weg 4: Erneuerbare Energien

Im Rahmen des Betriebs spielt die Integration erneuerbarer Energien in Gebäude, wie Photovoltaiksysteme zur Stromerzeugung und Solaranlagen zur Warmwassergenerierung, eine ebenso entscheidende Rolle. Diese Technologien ermöglichen es Gebäuden, einen Teil oder die gesamte benötigte Energie aus erneuerbaren Quellen zu beziehen und reduzieren somit den ökologischen Fußabdruck erheblich.

Weg 5: Effiziente Nutzung von Wasser

Die effiziente Nutzung von Wasser ist ein weiterer wichtiger Aspekt nachhaltiger Baupraktiken und unterstreicht die Bedeutung der Wassereffizienz für umweltfreundliche Bauprojekte. Das bedeutet, dass die Integration von Technologien zur Wasserrückgewinnung und -reinigung den Wasserverbrauch in Gebäuden erheblich reduzieren und somit der ökologische Fußabrdruck reduziert werden kann.

Weg 6: Steigerung der Resilienz

Neben den üblichen Maßnahmen im Bau und Betrieb von Bauwerken ist die Anpassung von Gebäuden an den Klimawandel ebenso von zentraler Bedeutung. Dazu gehören Maßnahmen wie die Verbesserung der Hitzetoleranz von Gebäuden, um den steigenden Temperaturen standzuhalten, und die Anpassung an extremere Wetterbedingungen (allgemein Steigerung der Resilienz des Gebäudes).

Weg 7: Zertifizierungssysteme und Standards

Zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks der Bau- und Immobilienbranche tragen zudem Zertifizierungssysteme wie LEED (Leadership in Energy and Environmental Design), BREEAM (Building Research Establishment Environmental Assessment Method) und das Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) bei. Sie setzen Standards für nachhaltiges Bauen und ermutigen Bauherren und Immobilienentwickler, ökologische Aspekte in ihre Projekte zu integrieren.

Und nun?

Die Integration solcher Maßnahmen ist ist besonders relevant für die Bau- und Immobilienbranch, um den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren und nachhaltige Praktiken zu fördern.

Dies erfordert ein Umdenken in der gesamten Branche über alle Ebenen hinweg. Es erfordert auch die Zusammenarbeit aller Beteiligten, von Bauherren und Planenden bis hin zu Regierungsbehörden und Verbraucherinnen und Verbrauchern.

Der Übergang zu nachhaltigen Baupraktiken und grünen Technologien ist ein Schlüsselschritt auf dem Weg zu einer umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Bau- und Immobilienwirtschaft. Und gerade das kann ein wichtiger Schlüssel sein, um das Image der Branche weiter zu steigern und als Arbeitsplatz attraktiv zu machen.

Quellenverzeichnis:

Europäische Kommission. (2020). Renovation Wave: Revamping our buildings for a greener future.

Global Alliance for Buildings and Construction (GABC). (2020). Global Status Report for Buildings and Construction.

World Green Building Council (WGBC). (2019). Bringing Embodied Carbon Upfront: Coordinated action for the building and construction sector to tackle embodied carbon.

Schlagwörter: Nachhaltige Baupraktiken, grüne Technologien, ökologischer Fußabdruck, Energieeffizienz, nachhaltige Materialien, erneuerbare Energien, Wassereffizienz, Energieverbrauch, CO2-Emissionen.

Diesen Beitrag zitieren: Karl, C. [Christian K. Karl]. (2024). Ökologischer Fußabdruck Bauwirtschaft: 7 Wege zur Minimierung [Blog-Beitrag]. 28.03.2024. BauVolution, ISSN 2942-9145. online verfügbar

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