Als Weiterführung des Themas „Hybride Arbeitsmodelle und deren Auswirkungen“ widmen wir uns heute den Co-Working Spaces.

Bereits bei meinen ersten Forschungsaufenthalten an der Stanford University und dem Georgia Institute of Technology habe ich sehr interessante Ansätze gesehen, wie in Co-Working Spaces kreativ Probleme erfasst und kollaborativ Lösungen erarbeitet werden können. Dabei geht es nicht nur um die bloße Anwendung von Design Thinking Prinzipien. Es geht auch um die Schaffung einer kreativen und motivierenden Arbeits- und Denkumwelt.

Diese Entwicklungen prägen nicht nur den Bereich der Forschung und Entwicklung. Sie wirken auch auf die Art und Weise wie wir zukünftig in anderen Bereichen unsere Arbeit erledigen und miteinander umgehen werden.

In den letzten Jahren haben Co-Working Spaces und flexible Bürokonzepte in städtischen Zentren weltweit einen erheblichen Aufschwung erlebt. Diese Entwicklung hat das Arbeiten und das Selbstverständis von Unternehmen beeinflusst,. Das führt zwangsläufig auch zu tiefgreifenden Auswirkungen auf die Immobilienbranche.

Flexibilität für Vermietende bei Co-Working Spaces

Die Popularität von Co-Working Spaces und flexiblen Bürokonzepten beruht auf mehreren Faktoren. Einer davon ist zweifelsohne die Flexibilität. Unternehmen können Mietverträge mit kürzeren Laufzeiten abschließen und Büroflächen bei Bedarf erweitern oder reduzieren. Als ich noch als Freelancer für ein Beratungsunternehmen tätig war, war es gängige Praxis projektbezogen an einem zentralen Ort Büroflächen anzumieten. Dies ermöglicht Unternehmen und besonders Start-ups eine bessere Anpassung an die dynamischen Anforderungen.

Vernetzung und Wissensaustausch durch Co-Working Spaces

Ein weiterer maßgeblicher Faktor ist die soziale Komponente dieser Arbeitsumgebungen. Co-Working Spaces fördern die Vernetzung und den Wissensaustausch zwischen verschiedenen Menschen, Fachkulturen und Unternehmen. Diese Interaktionen können zu Synergien führen, die zu innovativen Kooperationen und neuen Geschäftsmöglichkeiten beitragen. Sie kennen vielleicht das Seven Habits Modell nach Stephen Covey (Covey, 2018), in welchem Synergien geschaffen werden durch gemeinsames Denken und Handeln (Ebene der Interdependenz). Co-Working Spaces fördern genau das. Auch im Wissenschaftsbereich gibt es bereits Ansätze Co-Working-Spaces umzusetzen, wie z.B. an der Hochschule München.

Produktive Arbeitsumgebung durch Co-Working Spaces

Die Ausstattung und das Ambiente von Co-Working Spaces spielen eine entscheidende Rolle bei ihrer Anziehungskraft. Sie bieten oft hochwertige Einrichtungen, von ergonomischen Büromöbeln über Ausstattungen zur Umsetzung kreativer Arbeitsprozesse bis hin zu Gemeinschaftsbereichen und Cafés. Dies schafft eine produktive und angenehme Arbeitsumgebung, die nicht nur viele Arbeitnehmende schätzen.

Auch im Bildungsbereich hat eine solche Arbeits- und Lernumgebung Vorzüge. Wie bereits erwähnt habe ich im Ausland einige Universitäten kennen gelernt. Im Gegensatz zu Einrichtungen bei uns in Deutschland habe ich gerade die Vielfalt an Gemeinschaftsbereichen, Cafés bis hin zu extern geführten Restaurants schätzen gelernt.

Als Beispiel: Die Farm, wie der Campus an der Stanford Universität liebevoll genannt wird. Dort gibt es über den Campus eine Vielzahl an Möglichkeiten wie z.B. Subway, Panda Express, Starbucks, Lutticken´s Deli, und Ray´s Grill (für Details sie Cafés und Märkte) . Eine solche Vielfalt wäre bei uns in Deutschland auf einem deutschen Campus kaum denkbar. Denn in der Regel stellt nur das eigene Studierendenwerk Angebote bereit. Externen Anbietern wird es zumeist verwehrt auf dem Campus zu agieren. Hier sollte auch einmal umgedacht werden, aber das ist ein anders Thema.

Konsequenzen von Co-Working Spaces für die Immobilienbranche

Der zunehmende Bedarf an Co-Working Spaces hat die gewerbliche Immobilienbranche stark beeinflusst. Die Eigentümer von Gewerbeimmobilien haben begonnen, ihre Angebote an diese Nachfrage anzupassen. Das zeigt sich in der steigenden Anzahl von Immobilienentwicklungen, die speziell für Co-Working Spaces konzipiert worden sind.

Unternehmen wie WeWork und Regus gehen noch einen Schritt weiter. Sie bieten neben Co-Working Spaces auch flexible Mietmodelle für traditionelle Bürogebäude. Dies ermöglicht es Unternehmen, Büroflächen nach Bedarf anzumieten, ohne sich langfristig zu binden. Direkt bei mir um die Ecke in Essen bietet der Mathildenhof Flächen an, die mit einem Fix Pass, einem Flex Pass, 1-Day-Pass oder 5-Day-Pass gebucht werden können. Ähnliches geht auch im Ruhr Tower. Auch in Gelsenkirchen im Wissenschaftspark finden sich Angebote. Mindspace bietet ebenso Flächen in Deutschland an (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt etc.). Noch einen Schritt weiter geht life science factory. Neben Co-Workingflächen werden dort auch Laborflächen und Prototyping Werkstätten angeboten.

Grundsätzlich befriedigen solche Angebote die Bedürfnisse der Kundschaft. Jedoch ist der Einfluss auf die Immobilienbranche eher zwiespältig. Auf der einen Seite sind die Eigentümerinnen und Eigentümer von Gewerbeimmobilien gezwungen, sich an diese neue Realität anzupassen, um ihre Leerstandsquoten niedrig zu halten. Andererseits eröffnen flexible Bürokonzepte neue Möglichkeiten für Immobilieninvestoren. Sie können von der steigenden Nachfrage nach solchen Immobilien profitieren und langfristige Mietverträge mit Co-Working-Anbietern abschließen. Auch in diesem Sektor haben sich bereits Firmen wie Cowork_ag darauf spezialisiert und unterstützen bei der Umwandlung von Flächen in Co-Working-Spaces und deren Vermarktung.

Und nun?

Der Aufstieg von Co-Working Spaces und flexiblen Bürokonzepten in städtischen Zentren beeinflusst die Immobilienbranche in vielerlei Hinsicht. Die Flexibilität, soziale Vernetzung und attraktive Ausstattung haben diese Konzepte zu einer bevorzugten Wahl für Unternehmen gemacht.

Immobilienentwickler und -investoren müssen sich diesen Trends anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Anforderungen der heutigen Arbeitswelt gerecht zu werden. Auch wenn das Thema Co-Working-Spaces immer relevanter wird, ist es noch ein wenig beforschter Bereich (Bundesverband Coworking Spaces, 2024). In diesem Feld ergeben sich für Forschungseinrichtungen vielfältige Möglichkeiten.

Auch im Bildungssektor sollte vermehrt über die Flexibilisierung der Flächennutzung nachgedacht werden. Insbesondere weil sich durch vermehrtes hybrides- oder vollständiges online-Lernen die Lehr-, Lern- und Arbeitskultur weiter verändern wird. Meiner Meinung nach wird die Entwicklung dahin gehen, dass wir in Zukunft auf große „Betonlernanstalten“ verzichten können. Zudem wird es in Zukunft eine Verlagerung von der „allumfassenden Vollausbildung“ zur bedarfsgerechten „Micro-Ausildung“ geben, was auch Auswirkungen auf die Notwendigkeit von Immobilien haben wir. Aber das ist ein Thema für einen eigenen Beitrag.

Quellenverzeichnis:

Bundesverband Coworking Spaces (2024). Die Leistungen des BVCS. online verfügbar

Covey, S. R. (2018). Die 7 Wege zur Effektivität: Prinzipien für persönlichen und beruflichen Erfolg, GABAL, 60. Auflage

Schlagwörter: Co-Working Spaces, flexible Bürokonzepte, gewerbliche Immobilienbranche, Flexibilität, soziale Vernetzung, Immobilieninvestitionen.

Diesen Beitrag zitieren: Karl, C. [Christian K. Karl]. (2024). Einfluss von Co-Working Spaces auf die Immobilienbranche [Blog-Beitrag]. 13.01.2024. BauVolution, ISSN 2942-9145. online verfügbar

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