Future Skills im Bauwesen und die Diskussion darüber sind brandaktuell – vor allem, weil sich diese in den letzten Jahren durch technologische Innovationen und Nachhaltigkeitsforderungen stark gewandelt hat. Future Skills bezeichnen jene Kompetenzen, die in einer dynamischen, technologiegetriebenen und vernetzten Arbeitswelt erforderlich sind. Diese Fähigkeiten sind entscheidend, um den komplexen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts erfolgreich zu begegnen und sich persönlich sowie beruflich weiterzuentwickeln.
Während Kritiker behaupten, dass viele dieser Fähigkeiten nichts Neues sind, verweisen Befürworter auf die zunehmende Bedeutung dieser Kompetenzen in einer digitalisierten und globalisierten Welt. In diesem Beitrag möchte ich Ihnen den Begriff der “Future Skills” näher bringen und Ihnen zeigen, welche Future Skills im Bauwesen relevant sein können.
Herkunft des Begriffs „Future Skills“
Der Begriff “Future Skills” hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen und beschreibt die Fähigkeiten, die Menschen benötigen, um in einer zunehmend komplexen, technologiegetriebenen und weltweit vernetzten Arbeitswelt erfolgreich zu sein. Die Notwendigkeit dieser Fähigkeiten resultiert aus tiefgreifenden technologischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die durch den rasanten Fortschritt in den Bereichen Digitalisierung, Automatisierung und Globalisierung vorangetrieben werden. Und das geht über aktuell diskutierte KI-Kompetenz hinaus.
Es geht nicht nur um technische Kompetenzen, sondern auch um soziale, kognitive und kreative Fähigkeiten, welche wir benötigen, um uns in einer sich schnell wandelnden Umgebung zurechtzufinden. Diese Fähigkeiten resultieren u.a. aus den neuen Arbeitsprozessen, Technologien und Kooperationen wider, welche die Baubranche gerade wandeln. In diesem Zuge haben sich auch die Anforderungen an Arbeitnehmende zunehmende verändert.
Ursprung
Die Herkunft des Begriffs lässt sich auf das Konzept der 21st Century Skills zurückführen, das in den frühen 2000er Jahren durch Bildungsforscher und politische Entscheidungsträger zunehmend in den Vordergrund gerückt wurde. Diese 21st Century Skills umfassen insbesondere die vier Kernkompetenzen: Kreativität, Kritisches Denken, Kommunikation und Kollaboration, bekannt als die ‘4Ks’ (Schleicher, 2013).
“Bei der Alphabetisierung im 21. Jahrhundert geht es nicht nur darum, Lesen zu lernen. Vielmehr geht es darum, durch Lesen zu lernen und die Fähigkeit und Motivation zu entwickeln, Wissen zu erkennen, zu verstehen, zu interpretieren, zu schaffen und zu kommunizieren.” [Anm. d. Red.: übersetzt aus dem Englischen]
Andreas Schleicher, The Case for 21st Century Learning
Das Ziel dieser Bewegung war es, Bildungssysteme darauf vorzubereiten, junge Menschen mit den Kompetenzen auszustatten, die sie in einer umfassend verknüpften Welt benötigen würden. Diese 21st Century Skills fokussieren sich auf eine Reihe von Fähigkeiten, darunter kritisches Denken, Kreativität, Kommunikations- und Kooperationsfähigkeiten sowie technologische Kompetenz. Mit der Zeit hat sich der Fundus der 21st Century Skills stetig erweitert (ein Beispiel zeigt Tabelle 1).
Kategorie | Beispiele |
---|---|
Kritisches Denken | Analyse, Problemlösung, Entscheidungsfindung |
Kreativität | Innovation, Ideenentwicklung, Design Thinking |
Kommunikation | Mündliche und schriftliche Ausdrucksfähigkeit, aktives Zuhören |
Kollaboration | Teamarbeit, interkulturelle Zusammenarbeit, Konfliktmanagement |
Informationskompetenz | Recherche, Bewertung von Quellen, Umgang mit Fake News |
Medienkompetenz | Nutzung digitaler Medien, Verständnis von Medienwirkungen |
Technologische Kompetenz | Umgang mit digitalen Tools, Grundkenntnisse in Programmierung |
Flexibilität und Anpassungsfähigkeit | Umgang mit Veränderung, lebenslanges Lernen |
Soziale und kulturelle Sensibilität | Empathie, Diversitätsbewusstsein, globale Perspektive |
Selbstregulation | Eigenverantwortung, Motivation, Zeitmanagement |
Die Diskussion um die 21st Century Skills markierte den Beginn einer umfassenderen Debatte darüber, wie Bildung und Arbeitsmarkt auf die sich verändernden Anforderungen in Zukunft reagieren sollten und legte den Grundstein für die Future Skills.
Wachsende Bedeutung der Future Skills
Die wachsende Bedeutung von Future Skills wird nicht nur durch den technologischen Wandel, sondern auch durch die zunehmende Verlagerung von Arbeitsprozessen in digitale Räume angetrieben. In vielen Branchen, einschließlich der Bauwirtschaft, hat das zur Entstehung neuer Arbeitsmethoden geführt, die auf den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI), Big Data und automatisierten Prozessen angewiesen sind. Bawk & Preudhikulpradab (2021) leiten aus einer Mixed-Methods Untersuchung ab, dass sich das Arbeitsumfeld durch die Digitalisierung zunehmend fragmentiert und spezialisiert hat, was eine Anpassung der traditionellen Bildungs- und Ausbildungsmodelle erforderlich macht.
Diese Entwicklung verdeutlicht ein Zitat des Zukunftsforschers Alvin Toffler besonders treffend:
„Die Analphabeten des 21. Jahrhunderts werden nicht diejenigen sein, die nicht lesen und schreiben können, sondern diejenigen, die nicht lernen, verlernen und neu lernen können.”
Alvin Toffler, Futurologe
Das bedeutet, dass wir nicht nur technologische Kenntnisse erwerben müssen, sondern auch gewillt sein müssen stetig zu lernen, uns selbst und die Prozesse in denen wir verortet sind zu hinterfragen und zu optimieren wie auch in der Lage zu sein in interdisziplinären und multikulturellen Teams zu arbeiten, um komplexe globale Herausforderungen zu bewältigen.
Kategorien der Future Skills
Future Skills lassen sich in verschiedene Kategorien unterteilen, darunter technische, kognitive und soziale Kompetenzen. Zusätzlich zu diesen Kategorien betonte das 4K-Modell des Lernens die Bedeutung von Kreativität, Kritischem Denken, Kommunikation und Kollaboration als essentielle Fähigkeiten für das 21. Jahrhundert.
Laut dem Gründer und geschäftsführenden Vorsitzenden des Weltwirtschaftsforums Klaus Schwab werden Fähigkeiten wie digitale Kompetenz, Problemlösungsfähigkeiten und Kollaboration in Zukunft immer wichtiger, da Automatisierung und maschinelles Lernen viele traditionelle Berufe verändern werden (Schwab, 2016). Das bedeutet, dass insbesondere die Bauwirtschaft, die traditionell auf handwerkliches Wissen und Erfahrung basiert, durch den Einsatz neuer Technologien und Methoden, wie zum Beispiel Building Information Modeling (BIM), 3D-Druck und robotergestützte Bauprozesse einen tiefgreifenden Wandel durchläuft. Die daraus resultierenden Anforderungen an die Belegschaft erfordern deshalb eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Future Skills.
Somit ist der Kanon von Future Skills nicht statisch, sondern wird sich immer wieder weiterentwickeln, da technologische Innovationen und gesellschaftliche Veränderungen immer wieder neue Anforderungen an unsere Arbeits- und Lebenswelt stellen. Während Schwab den Fokus auf Kollaboration und digitale Fähigkeiten legt, zeigen Brynjolfsson und McAfee (2014), dass vor allem kreative Problemlösungskompetenzen entscheidend bleiben. Sie stellen fest, dass die digitale Revolution nicht nur neue Möglichkeiten schafft, sondern auch bestehende Arbeitsplätze radikal verändert. Brynjolfsson und McAfee argumentieren, dass in einer Zukunft, in der Maschinen und Algorithmen viele Aufgaben übernehmen, die Fähigkeit zur Anpassung, zur kreativen Problemlösung und zur emotionalen Intelligenz relevant für den beruflichen Erfolg sein wird. Und ja, diese Ansicht ist bereits über 10 Jahre alt und gilt heute mehr denn je!
Future Skills vs. 21st Century Skills
Während sich 21st Century Skills auf die Kompetenzen konzentrieren, die im frühen 21. Jahrhundert als besonders relevant für Bildung und Arbeitswelt galten, greifen Future Skills über diese Perspektive hinaus (Tabelle 2). Sie sind eine Weiterentwicklung, die stärker auf die konkreten Herausforderungen der Zukunft eingeht – etwa Digitalisierung, Klimakrise und globale Disruptionen.
Aspekt | 21st Century Skills | Future Skills |
---|---|---|
Kontext | Allgemeine Vorbereitung auf das 21. Jahrhundert | Spezifischer Fokus auf aktuelle/future-orientierte Herausforderungen |
Technologiebezug | Digitale Grundkompetenzen | Umgang mit KI, Big Data, Automatisierung, digitale Ethik |
Gesellschaftlicher Fokus | Globale Perspektive und Diversität | Nachhaltigkeit, Verantwortung, Resilienz in Krisen |
Arbeitsweltbezug | Kollaboration, Kommunikation | Interdisziplinarität, agile Methoden, systemisches Denken, Kokreation |
Beispielhafte Anwendung | Bildungsreform in Schulen | Strategische Personalentwicklung, lebenslanges Lernen in Unternehmen |
Wie wir sehen sind Future Skills keine vollständige Neudefinition, sondern eine konsequente Weiterentwicklung der 21st Century Skills – mit einem stärkeren Fokus auf konkrete, technologische, soziale und ökologische Herausforderungen der nächsten Jahrzehnte.
Warum Future Skills im Bauwesen relevant sind
Die Bauwirtschaft ist traditionell eine eher konservative Branche, die sich jedoch in den letzten Jahren stark gewandelt hat. Neue Technologien, die Digitalisierung von Prozessen wie auch neue Geschäfts- und Dienstleistungsmodelle verändern die Art und Weise, wie Gebäude geplant, gebaut und betrieben werden. Insofern findet in letzter Zeit eine zunehmende Verlagerung von exekutiver Arbeit hin zu dispositiver Arbeit statt (Karl & Spengler, 2017), was sich in dem Fähgikeitsrepertoir jedes Einzelnen, also den Future Skills im Bauwesen, wider spiegeln wird. Dabei sind insbesondere in der Bauwirtschaft zwei Megatrends wesentliche Treiber dieser Entwicklung:
Megatrend: Nachhaltiges Bauen und Kreislaufwirtschaft
Nachhaltiges Bauen und zirkuläre Wertschöpfung stellen neue Anforderungen an die gesamte Branche. Vorhandene Kenntnisse müssen um Wissen über CO₂-Bilanzen, Materialkreisläufe und Lebenszyklusanalysen erweitert werden. Future Skills in diesem Bereich betreffen also auch systemisches Denken, Umweltethik und regulatorisches Know-how.
Megatrend: Digitalisierung
Die Digitalisierung transformiert Planungs-, Bau- und Betriebsprozesse grundlegend. Mit der zunehmenden Einführung und Anwendung von BIM, Drohnenvermessung, AR-gestützter Bauleitung oder automatisierten Baumaschinen ändern sich nicht nur technische Anforderungen – auch Kompetenzen im Datenmanagement, in digitaler Kommunikation und im Umgang mit neuen Tools gewinnen massiv an Bedeutung.
Die Berücksichtigung von Future Skills ist daher elementar, um diesen Megatrends Rechnung zu tragen. Die Tabellen 3 bis 5 geben Beispiele, inwiefern sich Future Skills im Bauwesen auswirken können. Dabei geht es nicht darum, dass jeder jeden Skill beherrscht, sondern vielmehr darum, für die entsprechende Tätigkeit die dafür relevanten Fähigkeiten erlangt zu haben.
Technologische Fähigkeiten für das Bauwesen
Fähigkeit | Beschreibung | Beispiele für das Bauwesen |
---|---|---|
Komplexe Datenanalyse | Große Datenmengen effizient mit analytischen Methoden untersuchen, um Informationen zu gewinnen; dies umfasst auch das Entwickeln von Künstlicher Intelligenz (KI) | – Einsatz von KI zur Vorhersage von Bauverzögerungen durch Analyse historischer Projektdaten. – Nutzung von IoT-Sensoren zur Echtzeitüberwachung von Baustellenbedingungen und frühzeitigen Erkennung potenzieller Probleme. |
Smart Hardware-/Robotik-Entwicklung | Physische Komponenten für “intelligente” Hardware-Software-Systeme (Internet of Things), z.B. Roboter, entwickeln | – Verwendung von Mauerwerksrobotern für präzise und effiziente Bauausführungen. – Integration von GPS-gesteuerten Maschinen für exakte Erdarbeiten und Materialbewegungen. |
Web-Entwicklung | Programmiersprachen zur Back- und Frontend-Entwicklung für Web-Applikationen (insbesondere mobil) beherrschen | – Entwicklung webbasierter Tools zur Koordination und Kommunikation zwischen Architekten, Ingenieuren und Bauleitern. – Erstellung von Online-Portalen, über die Kunden den Fortschritt ihres Bauprojekts einsehen können. |
Nutzerzentriertes Design (UX) | Produkte so entwerfen, dass sie auf eine optimierte Funktionalität bei intuitiver Anwendbarkeit und somit attraktive Nutzererfahrung abzielen | – Entwicklung von intuitiven Benutzeroberflächen für CAD-Programme, die Architekten eine effiziente Planung ermöglichen. – Erstellung von benutzerfreundlichen VR-Anwendungen für virtuelle Begehungen bzw. Rundgänge von geplanten Gebäuden. |
Konzeption und Administration vernetzter IT-Systeme | Komplexe IT-Infrastruktur, auch in der Cloud, mit Schnittstellen zu weiteren IT-Systemen aufsetzen sowie kontinuierlich verwalten und weiterentwickeln | – Implementierung und Verwaltung von BIM-Systemen zur zentralisierten Speicherung und Verwaltung aller Bauwerksdaten. – Einrichtung von Plattformen, die es verschiedenen Stakeholdern ermöglichen, simultan an Bauplänen zu arbeiten (Cloud-basierte Kollaboration). |
Blockchain-Technologie-Entwicklung | Dezentrale Datenbanken (“Distributed Ledgers”) mit Hilfe der Blockchain-Technologie aufbauen | – Nutzung von Blockchain zur transparenten Dokumentation der Herkunft und Qualität von Baumaterialien (Lieferketten-Nachverfolgung). – Automatisierung von Vertragsprozessen, z. B. automatische Zahlungen bei Erreichen bestimmter Baufortschritte (Smart Contracts). |
Tech-Translation | Zwischen Technologie-Experten und involvierten Nicht-Fachleuten moderieren | – Übersetzung komplexer technischer Konzepte, wie z.B. der Einsatz von KI im Bauwesen, in verständliche Informationen für verschiedene Zielgruppen. – Erläuterung technischer Aspekte von Bauprojekten in einer für Laien verständlichen Sprache. |
Digitale Grundfähigkeiten für das Bauwesen
Fähigkeit | Beschreibung | Beispiele für das Bauwesen |
---|---|---|
Digital Literacy | Grundlegende digitale Skills beherrschen, z.B. sorgsamer Umgang mit digitalen persönlichen Daten, Nutzen gängiger Software, Interagieren mit KI | – Einsatz von Office-Tools und Bausoftware im Büro und auf der Baustelle – Sensibler Umgang mit personenbezogenen Daten in Bautagebüchern, bei Drohnenaufnahmen oder bei Nutzung von KI |
Digitale Interaktion | Bei Interaktion über Online-Kanäle andere verstehen und sich ihnen gegenüber angemessen verhalten („Digitaler Knigge“) | – Kommunikation mit Projektbeteiligten, z.B. via MS Teams oder auf BIM-Collaboration-Plattformen unter Einhaltung professioneller Kommunikationsstandards |
Kollaboration | Unabhängig von räumlicher Nähe und über verschiedene Disziplinen und Kulturen hinweg effektiv und effizient in Projekten zusammenarbeiten, um als Team bessere Resultate als Einzelpersonen zu erzielen | – Zusammenarbeit zwischen Bauleitung, Fachplanern und Ausführung in (internationalen) BIM-Projekten – Koordination gewerkeübergreifender Zusammenarbeit über cloudbasierte Projektmanagement-Tools |
Agiles Arbeiten | In einem für ein Endprodukt verantwortlichen Team iterativ („Rapid Prototyping“) genau das erarbeiten, was dem Kunden Mehrwert stiftet | – Anwendung agiler Methoden (z.B. Scrum, Kanban) bei der iterativen Entwicklung nachhaltiger Gebäudeentwürfe oder nutzerzentrierter Sanierungskonzepte |
Digital Learning | Aus einer Vielzahl digitaler Informationen valides Wissen zu ausgewählten Themengebieten aufbauen | – Selbstgesteuertes Lernen über Online-Weiterbildungen zu Normen, Baustoffen oder Digitalisierungstrends (z.B. BIM, Lean Construction, Robotik, KI) |
Digital Ethics | Digitale Informationen sowie Auswirkungen des eigenen digitalen Handelns kritisch hinterfragen und entsprechende ethische Entscheidungen treffen | – Bewertung der ethischen Folgen von Überwachungstechnologien auf Baustellen – Datenschutzgerechte Nutzung von KI-Systemen zur automatisierten Personalplanung oder Risikobewertung |
Klassische Fähigkeiten für das Bauwesen
Fähigkeit | Beschreibung | Beispiele für das Bauwesen |
---|---|---|
Problemlösungsfähigkeit | Konkrete Aufgabenstellungen, für die es keinen vorgefertigten Lösungsansatz gibt, durch einen strukturierten Ansatz und Urteilskraft lösen | – Lösung unvorhergesehener Probleme vor Ort (z.B. Bodenverhältnisse, Lieferverzögerungen) – Entwicklung alternativer Ausführungsvarianten bei technischen oder organisatorischen Konflikten |
Kreativität | Originelle Verbesserungsideen (z.B. für bestehende Geschäftsprozesse) oder Ideen für Innovationen (z.B. für neue Produkte) entwickeln | – Entwicklung neuer Bauverfahren (z.B. für die serielle Vorfertigung) – Gestaltung innovativer Gebäudekonzepte im Bereich Smart Home, nachhaltiges Bauen oder urbanes Mikro-Wohnen |
Unternehmerisches Handeln & Eigeninitiative | Eigenständig und aus eigenem Antrieb im Sinne eines Projekts oder einer Organisation arbeiten | – Proaktive Koordination von Subunternehmern zur Vermeidung von Terminverzug – Einbringen von Verbesserungsvorschlägen zur Baustellenlogistik oder Sicherheit |
Adaptionsfähigkeit | Sich auf neue (technologische) Entwicklungen einlassen, sie vorteilhaft nutzen und auf verschiedene Situationen transferieren können | – Anpassung von etablierten Prozessen, Umstieg auf neue Planungssoftware oder Anwendung neuer Bautechnologien (z.B. BIM, digitale Baustellenerfassung, Robotik) – Anwendung neuer Baustoffe oder angepasster Vorschriften in laufenden Projekten |
Durchhaltevermögen | Übernommene Aufgaben, z.B. herausfordernde Projekte, fokussiert, verantwortlich und auch gegen Widerstände zu Ende führen | – Termintreue bei witterungsbedingt schwierigen Bauabschnitten – Fertigstellung komplexer Bauaufgaben trotz Materialengpässen, Fachkräftemangel oder Konflikten im Projektteam |
Diese klassischen Fähigkeiten werden im Zuge der digitalen Transformation nicht ersetzt, sondern gewinnen vielmehr an Bedeutung – insbesondere, wenn sie mit digitalen und technologischen Kompetenzen kombiniert werden.
Ein fundiertes Verständnis und die Anwendung von Future Skills ermöglichen es uns, effektiv auf die dynamischen Anforderungen der Branche zu reagieren und innovative Lösungen zu entwickeln.
Und nun?
Future Skills sind eine Antwort auf die tiefgreifenden Veränderungen in der Arbeitswelt, welche durch technologische und gesellschaftliche Umbrüche hervorgerufen werden. Die notwendige Diskussion über Future Skills im Bauwesen ist nicht nur eine Reaktion auf den technologischen Fortschritt, sondern eine zwingende Voraussetzung, um in einer zunehmend digitalen und vernetzten Bauwelt wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die kontinuierliche Weiterentwicklung solcher Fähigkeiten ist somit unumgänglich, um den Anforderungen der Arbeitswelt von morgen gerecht zu werden. Die Förderung von Future Skills sollte daher integraler Bestandteil der Bildungs- und Unternehmensstrategien sein, um eine nachhaltige und zukunftsfähige Entwicklung zu gewährleisten.
Aus diesem Grund müssen Unternehmen und Bildungseinrichtungen gemeinsam daran arbeiten, diese Fähigkeiten zu vermitteln und sicherzustellen, dass alle Akteure in der Bauwirtschaft die notwendigen Kompetenzen erwerben. Der Wandel, den die Bauwirtschaft aktuell durchläuft, erfordert einen kontinuierlichen Lernprozess und die Bereitschaft, sich ständig an neue Technologien und Arbeitsmethoden anzupassen. Das bedeutet, dass gerade Resilienz als Fähigkeit, um schwierige Lebens- und Arbeitssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen, ein zentraler Aspekt ist.
Aus diesem Grund sollten Unternehmen in die kontinuierliche Aus- und Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investieren, um sicherzustellen, dass sie die notwendigen Future Skills erwerben. Gleichermaßen müssen Bildungseinrichtungen innovative Lehr-Lernmethoden entwickeln und umsetzen, welche die verändernden Anforderungen auf dem Beschäftigungsmarkt reflektieren. Nur so können wir das Bauwesen zukunftssicher gestalten und gemeinsam den Herausforderungen der digitalen Transformation begegnen.
Future Skills im Bauwesen, das ist kein Modewort – sondern ein Schlüssel für die Zukunftsfähigkeit der Baubranche. Machen Sie sich bereit, den Wandel mitzugestalten und werden Sie zum Treiber und nicht zum Getriebenen!
Quellenverzeichnis
Brynjolfsson, E. & McAfee, A. (2014). The Second Machine Age: Work, Progress, and Prosperity in a Time of Brilliant Technologies. New York: W. W. Norton & Company. ISBN: 978-0-393-23935-5
Bawk, N. & Preudhikulpradab, S. (2021). A roadmap for future development of leadership competencies of ABC non-profit organization, Thailand and Myanmar. ABACODI Journal, 8(15), 81-97. DOI 10.14456/abacodijournal.2021.15 online verfügbar
Karl, C. K. & Spengler, A. J. (2017) Industrie 4.0 in der Bauwirtschaft – Einfluss der automatisierten Gebäudeerstellung auf die gewerbliche Berufsbildung, Vortrag Hochschultage Berufliche Bildung 2017 (Session Digitalisierung), Köln online verfügbar
Schleicher, A. (2013). 21st Century Skills – Keynote: Andreas Schleicher auf der re:publica 2013, auf youtube.de
Schwab, K. (2016). The Fourth Industrial Revolution. Crown Currency; First Edition. ISBN 978-1524758868
Schlagwörter: Future Skills, digitales Bauen, Bauwirtschaft, digitale Transformation, Zukunftskompetenzen, Digitalisierung, Building Information Modeling, Bauindustrie 4.0, Nachhaltigkeit
Diesen Beitrag zitieren: Karl, C. [Christian K. Karl]. (2025). Future Skills im Bauwesen: Kompetenzen für die digitale Zukunft [Blog-Beitrag]. 14.04.2025. BauVolution, ISSN 2942-9145. online verfügbar