Bauantrag2Go: NRW testet Antragstellung über WhatsApp & Co.

Die Digitalisierung der Bauwirtschaft in Nordrhein-Westfalen schreitet weiter voran: Nachdem das Bauportal.NRW digitale Bauanträge ermöglicht, plant das designierte Bundesministerium für Kommunale Zukunft, Bauen und Digitale Transformation (MKZBDT) nun eine noch niedrigschwelligere Schnittstelle zur Bauverwaltung: Bauantrag2Go – Die Antragstellung via Messenger-Dienste wie WhatsApp, Signal, Telegram oder auch iMessage.

Pilotkommunen starten im August 2025 mit Bauantrag2Go

Das Ministerium hat als Pilotregion NRW ausgewählt. Dort wurde bereits 2021 das erste BIM-basierte Baugenehmigungsverfahren von der BIM-basierten Planung bis zur BIM-basierten Baugenehmigung durchgeführt (siehe dazu den Beitrag Dr. Thomas Wilk über digitale Transformation in der Bauwirtschaft). 

Das Projekt Bauantrag2Go wird durch eine Sonderlinie Digitale Kommunikation in der Verwaltung (DiKoVer 2025+) im Rahmen des Förderprogramms smartNRW unterstützt. Der Bund stellt dafür Mittel in Höhe von bis zu 3,14 Millionen Euro bereit.

Bereits ab August 2025 sollen erste Kommunen wie Münster, Bernheim und Neuss die neuen Funktionen in Bauantrag2Go testen. Ausgewählte Testnutzerinnen und -nutzer können dann nach Registrierung über eine verifizierte Nummer des jeweiligen Bauamts eine einfache Textnachricht im Stil von:

„Hallo, ich möchte einen Carport bauen. Adresse: Beispielstraße 1, 12345 Musterstadt. Unterlagen folgen als ZIP-Datei.“

versenden – und erhalten eine automatisierte Rückmeldung durch einen KI-gestützten Chatbot, der den Antrag formell korrekt aufbereitet. Fotos, PDFs und digitale Pläne in kompatiblen Formaten können direkt als komprimiertes Datenpaket übermittelt werden.

Zur umfassenden Bearbeitung der Unterlagen werden speziele KI-Agenten im Hintergrund von Bauantrag2Go Zugriff haben auf Daten des Katasteramts und weiterer relevanter öffentlicher Stellen. Bei einfachen Nachfragen oder fehlenden Unterlagen antwortet der KI-Bot eigenständig und entlastet damit die Sachbearbeitenden.

„Wir haben festgestellt, dass viele Bürgerinnen und Bürger sowie kleine Bauunternehmen bereits täglich Messenger nutzen – warum also nicht auch für Verwaltungsleistungen?“, erklärt eine Sprecherin des Ministeriums. „Mit der Bauantrag2Go-Plattform gehen wir den nächsten logischen Schritt.“

Die Entwicklung des KI-Bots übernimmt bereits eine Kooperation bestehend aus zwei nationalen Beteiligten (RTW Aachen und Hochschule Grünschweig) zusammen mit dem IT-Entwicklungsunternehmen NeuralEdge (ein Startup des Stanford Artificial Intelligence Laboratory) mit Sitz in Palo Alto in den USA.

Verknüpfung mit BundID & ELSTER

Die Authentifizierung erfolgt – so versichert das Ministerium – datenschutzkonform über einen Link zur BundID oder zum Unternehmenskonto auf ELSTER (siehe Projektwebseite). Alternativ kann bei Bauantrag2Go ein einmaliger QR-Code zum Scannen bereitgestellt werden.

Dieser QR-Code ist nur für einen begrenzten Zeitraum gültig und gewährleistet den sicheren Zugriff auf das Bauantrag2Go Portal über eine 256-Bit Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Die Nutzerinnen und Nutzer werden nach erfolgreicher Identifikation und Nachweis der Bauvorlageberechtigung direkt zu den entsprechenden Online-Diensten von Bauantrag2Go weitergeleitet, ohne dass eine weitere Anmeldung notwendig ist.

Innerhalb der Plattform können dann auch Zahlungspräferenzen hinterlegt werden, beispielsweise Bankeinzug, Rechnung (nur bei bereits bekannten Antragstellern möglich) wie auch digitale Zahlungskanäle (z.B. PayPal, Google Pay und Apple Pay). Durch diese Maßnahmen soll nicht nur ein hoher Sicherheitsstandard, sondern auch eine einfache und barrierearme Nutzung für alle Beteiligten gewährleistet werden.

Experten uneinig bei Bauantrag2Go

Während Digitalisierungsbefürworter die neue Option als „revolutionär“ feiern und auf Effizienzgewinne, Kosteneinsparungen sowie neue Möglichkeiten der Datenvernetzung verweisen, äußern sich Fachleute aus der Baubranche zum Teil auch zurückhaltender.

„Wir begrüßen die Vereinfachung, warnen aber davor, dass Baugenehmigungen trotzdem nicht so schnell gehen werden wie eine Pizza-Bestellung“, so der Kammersprecher Friedhelm Jakobs aus Münster.

Es gilt zu bedenken, dass viele Architektur- und Ingenieurbüros weder über die personellen noch technischen Ressourcen verfügen, um solche Innovationen adäquat und vorallem sicher umzusetzen. Zudem sind die branchenspezifischen Anforderungen in der Baubranche oft komplexer als in anderen Wirtschaftsbereichen, was eine direkte Übertragung digitaler Lösungen erschwert. Skepsis herrscht auch hinsichtlich der Datensicherheit, der langfristigen Wartung der digitalen Systeme durch IT-Fachkräfte der Verwaltung sowie der fehlenden Standards und Schnittstellen, die eine nahtlose Integration in bestehende Arbeitsabläufe erfordern. Die Stadt Bernheim zeigt sich indes begeistert:

„Wir wollen Verwaltung dorthin bringen, wo die Menschen sind – und das ist heute nun mal oft WhatsApp.“, sagt Referatsleiter Dr. Ludger Richter.

Und wenn etwas unklar ist?

Laut Ministerium sei auch eine Sprachnachricht als Antrag erlaubt – solange die Bauabsicht klar kommuniziert wird. Entscheidend sei nicht die Form, sondern die eindeutige Willensbekundung. Eine Nachricht per Messenger-Dienst, per E-Mail oder sogar eine kurze Sprachnachricht mit aufgezeichneter Absichtserklärung könnten im digitalen Verfahren als ausreichend gelten – vorausgesetzt, alle erforderlichen Informationen sind übermittelt und die Nachricht wurde auf der Plattform digital verifiziert.

Kritiker warnen jedoch vor möglichen Missverständnissen und rechtlichen Grauzonen: Was gilt als „klar kommuniziert“? Wer prüft die Authentizität solcher Nachrichten? Und wie wird mit fehlerhaften oder unvollständigen Anträgen umgegangen? In der Praxis dürften daher trotz der neuen Offenheit weiterhin strukturierte digitale Formulare oder persönliche Rücksprachen mit den Behörden bevorzugt werden, um Planungs- und Rechtssicherheit zu gewährleisten.

„Wir arbeiten aktuell an einer KI, die auch Dialekte versteht und genehmigungsrelevante Informationen aus Bauherr*innen-Slang herausfiltern kann“, heißt es aus Projektkreisen.

Um eine fundierte Weiterentwicklung des Ansatzes sicherzustellen, stehen die Projektbeteiligten in engem Austausch mit führenden internationalen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Bauinformatik, Verwaltungsdigitalisierung, Baurecht und Smart City Management. Ein beratender Expertenbeirat begleitet das Vorhaben strategisch. Zu diesem Beirat gehören unter anderem Prof. Dr. Elena Rodriguez (Universität Barcelona, Schwerpunkt Digital Urban Governance), Dr. Matthew Cohen (MIT, Spezialist für automatisierte Genehmigungsverfahren), Prof. Hiroshi Yamamoto (University of Tokyo, Experte für digitale Bauprozesse) sowie Dr. Sophie Lemieux (McGill University, Kanada, Fachgebiet: Ethik und Recht der Verwaltungstechnologie).

Darüber hinaus fließen Erfahrungen aus internationalen Projekten ähnlicher Art ein – etwa aus dem digitalen Bauantragsverfahren in Estland, der automatisierten Bauvorprüfung in Singapur oder dem „Smart Permit“-Pilot in Dänemark. Diese vergleichenden Perspektiven sollen helfen, praxistaugliche Lösungen zu entwickeln und typische Fallstricke frühzeitig zu vermeiden.

Und nun?

Obwohl das Projekt Bauantrag2Go noch in der Pilotphase ist, zeigt es, wie kreativ und mutig NRW die Digitalisierung der Bauwirtschaft vorantreibt. Und wer weiß – vielleicht reicht bald ein Daumen hoch aus, um das nächste Einfamilienhaus zu genehmigen.

Hinweis:
Dieser Beitrag wurde am 1. April veröffentlicht. Ob ein Bauantrag per WhatsApp wirklich bald Realität wird, steht noch in den Sternen – aber wenn, dann lesen Sie es zuerst auf BauVolution.de. 🙂

Schlagwörter: Bauantrag, Digitalisierung, Digitale Transformation, WhatsApp, Bauverwaltung, Aprilscherz

Diesen Beitrag zitieren: Karl, C. [Christian K. Karl]. (2025). Bauantrag2Go: NRW testet Antragstellung über WhatsApp & Co. [Blog-Beitrag]. 01.04.2025. BauVolution, ISSN 2942-9145. online verfügbar