BIM-Weiterbildung im kommunalen Umfeld

​BIM-Weiterbildung war am 26. Februar 2025 im Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) in Berlin ein relevantes Thema. Denn dort fand die Auftaktveranstaltung der neuen Reihe “BIM Kommunal und Kooperativ – Öffentliche Bauverwaltungen im digitalen Wandel” statt. Unter der Schirmherrschaft von Dr. Volker Wissing, Bundesminister für Digitales und Verkehr sowie Bundesminister der Justiz, zielt diese Veranstaltungsreihe darauf ab, öffentliche Bauverwaltungen für die Implementierung der Building Information Modeling (BIM)-Methode zu sensibilisieren, zu informieren und mit der BIMwerker-Initiative zukünftig zu unterstützen. Im Mittelpunkt standen dabei gezielte Vernetzung, Austausch und Erstberatung, angepasst an die spezifischen Bedürfnisse der öffentlichen Bauverwaltungen.

BIMwerker

Die Auftaktveranstaltung zu BIMwerker bot Fachvorträge, Diskussionen und Erfahrungsaustausch zwischen Expertinnen und Experten wie auch Vertretenden kommunaler Bauverwaltungen. Ziel war es, den digitalen Wandel im Bauwesen voranzutreiben und die Effizienz, Nachhaltigkeit und Transparenz von Bauprojekten durch den Einsatz von BIM zu steigern.​

Abbildung 1: Minister Dr. Volker Wissing mit Referenten der Veranstaltung

In diesem Kontext habe ich als Leiter des Lehr- und Forschungsbereichs Fachdidaktik Bautechnik an der Universität Duisburg-Essen und Vorsitzender des Richtlinienausschusses der VDI-Richtlinie zur BIM-Qualifizierung, einen Vortrag gehalten. Mein Vortrag konzentrierte sich auf “Die Bedeutung der BIM-Weiterbildung im kommunalen Umfeld“, insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels und der Notwendigkeit, bestehende Mitarbeitende weiterzuqualifizieren, um den digitalen Wandel erfolgreich zu gestalten.​

In diesem Blog-Beitrag möchte ich denjenigen, die nicht dabei waren, die Kernpunkte meines Vortrags kurz näher bringen.

Warum ist die Qualifizierung für BIM so relevant?

Warum ist das Thema überhaupt relevant? Weil die digitale Transformation auch vor der öffentlichen Verwaltung nicht Halt macht – sie stellt eine große Chance dar, Bauprojekte effizienter, nachhaltiger und transparenter zu gestalten.

Bereits vor gut vier Jahren habe ich an der Erstellung des BIM-Qualifizierungsleitfadens NRW mitgewirkt. Dieser Leitfaden ist heute noch immer relevant und bietet eine wertvolle Orientierung für Kommunen, die BIM einführen oder weiterentwickeln möchten. Ich lade Sie ein, sich diesen Leitfaden einmal anzusehen!

Was noch dazu kommt und uns allen nicht unbekannt: der Fachkräftemangel. Oder sogar eher der generelle „Kräftemangel“.
Viele Organisationen wären bereits froh, überhaupt noch qualifizierte Mitarbeitende einstellen zu können. Das ist in der Privatwirtschaft ebenso wie im öffentlichen Sektor der Fall.

Erschwerend kommt hinzu, dass diese beiden Bereiche immer mehr um dieselben Fachkräfte konkurrieren – und der öffentliche Sektor dabei oft den Kürzeren zieht. Das merken auch wir Universitäten bei der Besetzung von Stellen.

Dazu kommt noch ein weiteres Problem:
Nicht alles, was aus Universitäten und Hochschulen kommt, ist automatisch „BIM-ready“.
Machen wir uns nichts vor: Nicht überall, wo BIM draufsteht, ist auch echtes BIM drin bzw. genau das BIM, was z.B. in Kommunen benötigt wird.

Die Lösung: Weiterbildung statt Abhängigkeit vom Arbeitsmarkt

Kurz gesagt: Wir müssen mit dem arbeiten, was wir haben!

Und da gibt es zwei Möglichkeiten:

  1. Fachkräfte finden, die bereits qualifiziert sind (eher schwierig).
  2. Oder – oftmals die bessere Alternative – bestehende Mitarbeitende weiterqualifizieren.

Die zweite Lösung ist häufig erfolgreicher, weil die Mitarbeitenden bereits die inneren Strukturen und Rationalitäten der Organisation kennen und damit auch die spezifischen Herausforderungen. Die Bindung der Mitarbeitenden wird durch Weiterbildung ebenso gestärkt, was zudem die Loyalität zur eigenen Organisation erhöht.

Technologie bietet – aber erst Bildung ermöglicht

Wir hören fast täglich von neuen Technologien und Methoden. Und ja, die Zukunft kann für uns alle sehr spannend sein, aber Technologie allein reicht nicht – sie entfaltet ihr Potenzial erst dann, wenn Menschen wissen, wie sie damit fachgerecht und verantwortungsvoll umgehen. In einem unserer KI-Projekte zeigt sich ganz deutlich, dass technische Werkzeuge erst dann richtig funktionieren, wenn die Menschen sie kompetent anwenden können.

Die BIM-Methode ist ein mächtiges Werkzeug – in der Tat – aber sie erfordert ein Umdenken der Prozesse und auch der Zusammenarbeit. Es geht nicht nur um eine neue Software oder ein digitales Modell, sondern um eine Transformation durch Bildung hin zu einem BIM-Mindset (Abbildung 2). Nur mit fundierter BIM-Weiterbildung können Kommunen bei ihren Mitarbeitenden notwendige BIM-Kompetenz fördern, um digitale Methoden wirklich effektiv nutzen können.

Abbildung 2: Der Weg zum BIM-MIndset (aus Karl & Spengler (2019). BIM beginnt im Kopf, Build-Ing, S. 50 – 54, online)

Denn: Ohne qualifizierte Mitarbeitende bleibt BIM nur eine Theorie, eine schöne Willenserklärung. Sie können das so sehen, als wären Sie jahrelang verlobt, aber weigern sich, an den Altar zu treten. BIM heißt, wir müssen Mutig genug sein den letzten Schritt zu wagen, um das volle Potenzial in die Praxis bringen.

Daher ist Bildung der Schlüssel zur erfolgreichen BIM-Nutzung in Kommunen.

Wer sich nun fragt: Wo fängt BIM an und wo hört es auf?

Nun, genau hier spiel die Qualifizierung eine entscheidende Rolle.

BIM ist eine Gemeinschaftsaufgabe!

BIM betrifft nicht nur einzelne Akteurinnen und Akteure, sondern alle Hierarchieebenen in der Verwaltung. Während in der Privatwirtschaft oft Bottom-Up-Ansätze funktionieren – also Initiativen von Mitarbeitenden ausgehen – ist es im öffentlichen Sektor zwingend erforderlich, dass BIM auf der strategischen Ebene freigegeben wird. Ein Top-Down-Ansatz ist in Verwaltungen weiterhin die Regel. Es muss ein deutliches Commitment und GO! von der obersten Ebene ausgesprochen werden.

Kommunale Bauverwaltungen arbeiten in komplexen Verwaltungsstrukturen mit klaren Zuständigkeiten, Aufgabenverteilungen und Verantwortlichkeiten.

Drei entscheidende Verwaltungsebenen für BIM

  1. Strategische Ebene: Entscheidungstragende (z.B. Verwaltungsvorstand und Hauptverwaltungsbeamte) müssen BIM als langfristige strategische Notwendigkeit erkennen und aktiv fördern. Es ist nicht zwingend erforderlich, dass sie alles über BIM wissen, aber die Potentiale und Grundsätze sollten bekannt sein.
  2. Taktische Ebene: Führungskräfte (z.B.   Amts- und Fachbereichsleitung) müssen in der Lage sein, digitalisierbare Prozesse zu identifizieren und die Umstellung strategisch zu planen wie auch ihre Teams entsprechend anzuleiten.
  3. Operative Ebene: Sachbearbeitende benötigen spezifische Kenntnisse und Fähigkeiten für die tägliche Arbeit mit BIM.

BIM einzuführen bedeutet nicht nur, Prozesse zu digitalisieren, sondern sie zunächst zu verstehen, bevor sie effizienter gestaltet werden können. Daher ist interdisziplinäre und interkommunale Zusammenarbeit essenziell.

Ich hoffe, es wurde deutlich: BIM ist eine Veränderung, die alle in der Organisation betrifft – daher muss die Weiterbildung ebenso breit aber auch auf die spezifischen Bedarfe hin ausgerichtet sein.

Das bedeutet: Weiterbildung muss die Verwaltungspraxis berücksichtigen, um die Zusammenarbeit effektiv zu stärken!

Zu diesem Zweck müssen konkrete Aufgaben und Verantwortlichkeiten berücksichtigt werden damit davon adäquate Lehr-Lernziele definiert werden können. Dabei sind bestehende Weiterbildungsangebote zwar wertvoll, aber oft nicht ausreichend auf die Bedürfnisse von Kommunen zugeschnitten. Datenmanagement ist hier z.B. oft wichtiger als reine Modellierung – hier besteht großer Schulungsbedarf. Ein praxisnaher Ansatz aus echten Anwendungsfällen und von den Erfahrungen anderer Kommunen wäre dabei sehr empfehlenswert, um das Lernen zu beschleunigen und effektiver zu machen.

BIM in der kommunalen Bauverwaltung – Was ist jetzt relevant?

In der folgenden Abbildung 3 sind fünf wesentliche Schritte, mit denen Kommunen sich hinsichtlich BIM weiterentwickeln können. Dabei gilt es zu beachten, dass die Schritte nicht gezwungenermaßen sukzessive abgearbeitet werden sollen, da diese ineinander übergehen bzw. auch innerhalb des Kreislaufes springen können. Die Darstellung soll Ihnen lediglich einen ersten Zugang bieten die Schritte nachzuvollziehen. Zudem wird ersichtlich, dass BIM-Weiterbildung einerseits Personen weiterentwickelt und andererseits auch die Organisation selbst einen Veränderungsprozess durchleben lässt.

Abbildung 3: BIM-Weiterbildung als personen- und organisationsbeeinflussender Prozess

BIM ist schon lange kein Zukunftsthema mehr – BIM ist jetzt! Kommunen sollten die vorhandenen Angebote zur Weiterbildung nutzen und sich aktiv in Netzwerke einbringen, um von den Erfahrungen anderer zu profitieren. Der Erfolg hängt nicht nur von der Technologie ab, sondern vor allem von der Fähigkeit, Wissen und Kompetenzen innerhalb der Verwaltung langfristig und zielführend zu verankern.

Meine Empfehlung an die kommunalen Vertreterinnen und Vertreter lautet daher:

  • Handeln Sie jetzt!
  • Vernetzen Sie sich mit anderen Kommunen!
  • Nutzen Sie die bestehenden Angebote und sorgen Sie dafür, dass sie auf Ihre Bedarfe hin weiterentwickelt werden!

Die digitale Transformation in der Bauverwaltung kann nur durch gezielte Weiterbildung erfolgreich umgesetzt werden. Bund, Länder und Kommunen müssen jetzt zusammenarbeiten, um die digitale Bauverwaltung zur neuen Normalität werden zu lassen. Und das ist mehr als ausfüllbare PDFs von A nach B zu schicken!

Politischer Handlungsbedarf: Kommunen dürfen nicht allein gelassen werden

Trotz der politischen Vorgaben fehlt es vielerorts an konkreter Unterstützung für Kommunen. Während große Städte bereits BIM-Strategien implementieren, haben kleinere Gemeinden oft nicht die Ressourcen, um eigenes Personal weiterzubilden oder gar auf den eigenen, spezifischen Bedarf hin ausgerichtete Schulungsprogramme aufzubauen.

Bereits vor 10 Jahren habe ich an dem Maßnahmenkatalog zur Nutzung von BIM in der öffentlichen Bauverwaltung unter Berücksichtigung der rechtlichen und ordnungspolitischen Rahmenbedingungen mitgearbeitet und gerade von der Verwaltung wurde der Aspekt der Mitarbeiterqualifikation als sehr kritisch eingeschätzt. Diese Situation hat sich bis heute nicht verändert und wird es auch in Zukunft nicht, denn so wie die Technik sich stetig weiterentwickelt, sollten sich auch die Mitarbeitenden im öffentlichen Sektor weiterentwickeln dürfen oder gar müssen. Weiterbildung ist ein stetiger, nicht endender Prozesse, in dem Bund und Länder gleichermaßen gefordert sind:

  • Kommunale BIM-Weiterbildungen müssen durch entsprechende Förderprogramme weiter gestärkt werden. Weiterbildung darf kein Flaschenhals sein, sondern muss der Motor der digitalen Transformation in der öffentlichen Verwaltung werden.
  • Es wäre sehr vorteilhaft Kommunen im Verbund zu fördern, so dass sie sich gemeinsam weiterentwickeln und unmittelbar Erfahrungen und Good Practices ausgetauscht werden können.
  • Kooperationen zwischen Bund, Ländern und Kommunen müssen intensiviert werden, um standardisierte Schulungskonzepte für Kommunen von den Schulungsanbietern einzufordern und in die Breite zu bringen.
  • Verbindliche Weiterbildungsaktivitäten könnten zudem helfen den flächendeckenden Einsatz von BIM in der Verwaltung zu beschleunigen.

Und nun?

BIM ist nicht nur eine technologische Entwicklung – es ist eine grundlegende Veränderung der Art und Weise, wie wir planen, bauen und verwalten. Mehr noch, wie wir denken und miteinander umgehen! Die digitale Transformation in der Bauverwaltung kann nur gelingen, wenn wir heute die richtigen Weichen stellen.

Jede Kommune, unabhängig von ihrer Größe, hat die Möglichkeit, diesen Wandel aktiv mitzugestalten. Warten wir nicht darauf, dass andere vorangehen – nehmen wir selbst die Zukunft in die Hand!

Was können Sie konkret tun?

  • Engagieren Sie sich für eine gezielte BIM-Weiterbildung in Ihrer Kommune.
  • Nutzen Sie Netzwerke wie die BIMwerker und tauschen Sie sich mit anderen Kommunen aus.
  • Fordern Sie Unterstützung auf Landes- und Bundesebene ein, um adäquate Schulungsprogramme zu etablieren.
  • Setzen Sie sich aktiv für eine strategische und praxisnahe Einführung von BIM in Ihrer Verwaltung ein.

Lassen Sie uns gemeinsam den digitalen Wandel gestalten – für eine effizientere, nachhaltigere und zukunftsfähige Bauverwaltung!

Hinweis: Über die Ruhr Campus Academy (RCA) bietet die Universität Duisburg-Essen bereits das Weiterbildungsprogramm „BIM für öffentliche Bauverwaltungen“ an.

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Schlagwörter:  Bauverwaltung, BIM, Building Information Modeling, BIMwerker, BIM-Weiterbildung, digitale Transformation, Kommunen

Diesen Beitrag zitieren: Karl, C. [Christian K. Karl]. (2025). BIM-Weiterbildung im kommunalen Umfeld [Blog-Beitrag]. 12.03.2025. BauVolution, ISSN 2942-9145. online verfügbar