30 Tipps, um BIM optimal zu nutzen

Aktuell dreht sich alles um König Fußball. Die Fußball-EM hat uns voll im Griff und einige von Ihnen drücken heute der Mannschaft aus Georgien oder der Mannschaft der Türkei die Daumen. Was bei allen Mannschaften elementar ist, ist die Zusammenarbeit – der Teamgedanke. Und genau das wird aktuell immer mehr in den Fokus gerückt in der Bau- und Immobilienwirtschaft durch die Nutzung der Building Information Modeling (BIM) Methode.

BIM bietet zahlreiche Vorteile für Designer, Fachplanende, Bauunternehmen und Endnutzer (Schauen Sie zu diesem Thema auch in diesen Beitrag.). Durch die Integration dieser Methode können Bauwerke effizienter gestaltet, die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Disziplinen verbessert und schließlich die Nachhaltigkeit der Bauwerke weiter gefördert werden. Die Nutzung der BIM-Methode fördert somit eine Baupraxis, die sowohl ökologischen als auch ökonomischen Anforderungen gerecht wird und den Menschen in den Mittelpunkt der gebauten Umwelt stellt.

In diesem Beitrag stelle ich Ihnen 30 Tipps vor, wie Sie BIM sinnvoll nutzen können. Dabei berücksichtige ich die spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen unterschiedlicher Akteure, welche den gesamten Lebenszyklus eines Bauprojekts abdecken.

10 Tipps für Designer und Fachplanende

Tipp 1: BIM-Software beherrschen

Vertiefen Sie Ihre Kenntnisse in führenden BIM-Softwarelösungen wie Autodesk Revit, ArchiCAD von Graphisoft, Allplan von Nemetschek oder Software von Bentley Systems. Nehmen Sie regelmäßig an Schulungen und Webinaren teil, um die neuesten Funktionen und Updates kennenzulernen. Durch das Erlernen erweiterter Techniken, wie der Erstellung parametrisierter Familien und der Nutzung von Worksharing-Funktionen, können Sie Ihre Projekte effizienter gestalten und die Zusammenarbeit im Team verbessern. Beispielsweise ermöglicht Ihnen das Beherrschen von Dynamo, komplexe geometrische Formen und automatisierte Aufgaben zu erstellen, die sonst zeitaufwendig wären.

Tipp 2: Modellierungsrichtlinien entwickeln

Erstellen Sie klare und detaillierte Richtlinien für die Modellierung, um Konsistenz und Qualität in Ihren BIM-Projekten sicherzustellen. Diese Richtlinien sollten Standards für die Benennung von Bauteilen, die Nutzung von Ebenen und die Strukturierung von Daten beinhalten. Entwickeln Sie eine Vorlage für Ihre Projekte, die diese Standards integriert und sicherstellt, dass alle Teammitglieder dieselben Richtlinien befolgen. Beispielsweise könnte eine Modellierungsrichtlinie festlegen, wie Wandtypen benannt und kategorisiert werden, um eine einheitliche Darstellung in allen Projekten zu gewährleisten. Versuchen Sie auch bereits bestehende Richtlinien zu sichten und für das eigene Vorhaben auszuwählen und anzupassen, z.B. Leitfaden des BIM Institut an der BUW, Modellierungsrichtlinie für den BIM-basierten Bauantrag, Modellierungsrichtlinie zur Prüfung von BIM-Modellen, Muster-Modellierungsrichtlinie für Pilotprojekte.

Tipp 3: Integriertes Design fördern

Bei diesem Tipp geht es um die Nutzung der BIM-Methode, um eine engere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Disziplinen wie Architektur, Ingenieurwesen und Facility Management zu fördern. Entwickeln Sie integrierte Designlösungen, bei denen alle Beteiligten frühzeitig in den Planungsprozess eingebunden werden. Dies kann durch die regelmäßige Durchführung von Koordinationssitzungen und die Nutzung von Kollaborationsplattformen wie BIM 360 erreicht werden. Beispielsweise kann ein strukturelles Ingenieurteam seine Modelle direkt in das architektonische Modell integrieren, um Konflikte frühzeitig zu erkennen und zu lösen (Azhar, Khalfan, & Maqsood, 2012).

Tipp 4: Nachhaltigkeitsanalyse nutzen

Verwenden Sie BIM für umfassende Nachhaltigkeits- und Energieeffizienzanalysen Ihrer Entwürfe. Tools wie Autodesk Insight oder Green Building Studio ermöglichen es Ihnen, die Energieperformance Ihrer Gebäude zu simulieren und zu optimieren. Führen Sie Sonnenstandsanalysen und thermische Simulationen durch, um den Energieverbrauch zu reduzieren und die Nachhaltigkeit Ihrer Projekte zu erhöhen. Beispielsweise kann eine Sonnenstandsanalyse dabei helfen, die optimale Ausrichtung von Solarpaneelen zu bestimmen und somit die Energieeffizienz Ihres Gebäudes zu maximieren (Azhar, 2011).

Tipp 5: Datenmanagement integrieren

Implementieren Sie effektive Datenmanagement- und Datenaustauschprozesse, um die Integrität und Sicherheit der Projektinformationen zu gewährleisten. Nutzen Sie cloudbasierte Plattformen wie BIM 360 oder Trimble Connect, um den Zugriff auf aktuelle Daten für alle Projektbeteiligten sicherzustellen. Entwickeln Sie eine klare Struktur für die Ablage und Versionierung von Dateien, um Missverständnisse und Fehler zu vermeiden. Beispielsweise können Sie durch die Verwendung eines Common Data Environment (CDE) sicherstellen, dass alle Beteiligten stets Zugriff auf die aktuellsten Projektinformationen haben (Kensek, 2014).

Tipp 6: Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR)

Integrieren Sie VR und AR, um Entwürfe zu visualisieren und Auftraggebenden sowie Nutzerinnen und Nutzern präzisere Einblicke zu bieten. Nutzen Sie VR-Headsets und AR-Apps, um immersive Erfahrungen zu schaffen, die es ermöglichen, durch ein geplantes Gebäude zu gehen und Designentscheidungen in Echtzeit zu treffen. Beispielsweise können Sie mit VR-Software wie Enscape oder Unity Ihre BIM-Modelle in eine virtuelle Umgebung übertragen, in der Nutzende das Gebäude erleben und Feedback geben können (Whyte, 2002).

Tipp 7: Fortbildung und Zertifizierung

Beteiligen Sie sich an Fortbildungsprogrammen und streben Sie Zertifizierungen in BIM an, um Ihre Fachkenntnisse zu erweitern und Ihre beruflichen Möglichkeiten zu verbessern. Organisationen wie DIN Certco und buildingSMART bieten Zertifizierungen an, die Ihre Kompetenz und Ihr Engagement für die Anwendung von BIM-Technologien nachweisen. Beispielsweise können Sie durch den Abschluss eines anerkannten BIM-Kurses Ihre Fähigkeiten offiziell anerkennen lassen und sich von der Konkurrenz abheben. Achten Sie dabei darauf, dass die Fortbildung auf fundierten Richtlinien basieren, beispielsweise VDI/bS 2552 Blatt 8.1-8.3.

Tipp 8: Lean Design Praktiken implementieren

Implementieren Sie Prinzipien des Lean in Ihre Designprozesse, um Verschwendung zu reduzieren und die Effizienz des Projektes zu steigern. Nutzen Sie Methoden wie Value Stream Mapping und Kaizen, um kontinuierliche Verbesserungen in Ihren Arbeitsabläufen zu identifizieren und umzusetzen. Beispielsweise kann die Anwendung von Lean-Prinzipien Ihnen helfen, den Informationsfluss in Ihrem Team zu optimieren und unnötige Schritte zu eliminieren, wodurch die Gesamteffizienz Ihrer Projekte verbessert wird (Ballard & Howell, 2003).

Tipp 9: 3D-Scanning und Modellierung nutzen

Nutzen Sie 3D-Scanning-Technologien für genaue Bestandsaufnahmen und zur Integration in BIM-Modelle. Durch den Einsatz von Laserscanning und Photogrammetrie können Sie präzise digitale Zwillinge bestehender Gebäude erstellen, die als Grundlage für Renovierungs- und Erweiterungsprojekte dienen. Beispielsweise kann ein 3D-Scan eines historischen Gebäudes Ihnen helfen, detaillierte und maßgenaue Modelle zu erstellen, die den Erhalt und die Restaurierung des Bauwerks unterstützen (Klein, Li & Becerik-Gerber, 2012).

Tipp 10: Innovationskultur stärken

Fördern Sie eine Kultur der Innovation innerhalb Ihres Teams, um neue Technologien und Arbeitsmethoden zu erkunden und anzunehmen. Ermutigen Sie Ihre Mitarbeitenden, an Hackathons, Innovationsworkshops und Konferenzen teilzunehmen, um sich über die neuesten Entwicklungen in der Branche zu informieren. Beispielsweise können regelmäßige Team-Meetings zur Diskussion neuer Technologien und deren potenzieller Anwendungen in Ihren Projekten beitragen und das Innovationspotenzial Ihres Unternehmens steigern (Chesbrough 2003).

Was sollten Designer und Fachplanende tun?

Basierend auf den Tipps sollten konkrete Aktivitäten ins Auge fassen. Dazu gehört beispielsweise die Teilnahme an BIM-Software-Schulungen, um technische Fähigkeiten zu vertiefen. Als nächstes das Entwickeln interner Modellierungsrichtlinien für konsistente Qualität und das Fördern von integrierten Designlösungen durch interdisziplinäre Workshops. Weiterhin ist es wichtig, Nachhaltigkeitsbewertungen für Entwürfe durchzuführen und entsprechend zu optimieren. Dabei sollten auch Lean Design Prinzipien Anwendung finden. Planen und praktizieren Sie auch effektives Datenmanagement. Für detaillierte Einblicke in die eigenen Arbeitsprozesse und Ergebnisse nutzen Sie innovative Technologien wie VR und AR. Ebenfalls zu empfehlen wären: Experimente mit 3D-Scanning und die Förderung einer Innovationskultur durch regelmäßige Kreativmeetings. Ein Innovations-Workshop unter externer Beteiligung einer Expertin oder eines Experten kann in der Anfangsphase auch sehr gewinnbringend sein.

10 Tipps für Bauunternehmen

Tipp 1: Digital-first-Ansatz

Verankern Sie einen digital-first-Ansatz in Ihrer Unternehmenskultur, um die Akzeptanz und Nutzung von BIM und Echtzeitdaten zu fördern. Beginnen Sie damit, alle relevanten Prozesse zu digitalisieren und sicherzustellen, dass digitale Werkzeuge und Methoden in jeder Phase eines Projekts integriert sind. Ermutigen Sie Ihr Team, digitale Tools zu verwenden, indem Sie Schulungen und Anreize anbieten. Ein erster Schritt hierfür könnte die Einführung einer digitalen Projektmanagement-Software sein, die alle Projektdaten zentralisiert und den Zugang für alle Teammitglieder erleichtert (Eastman, Teicholz, Sacks.& Liston, 2011).

Tipp 2: Schulung des Personals

Investieren Sie in die Schulung Ihres Personals, um das Verständnis für BIM-Prozesse und -Werkzeuge zu fördern. Organisieren Sie regelmäßige Workshops und Trainingssessions, in denen Ihre Mitarbeitenden die Grundlagen und fortgeschrittene Techniken der Methode erlernen. Dies kann durch Partnerschaften mit Schulungsanbietern oder durch interne Weiterbildungsprogramme geschehen. Ein Beispiel ist die Teilnahme an Kursen der DIN Akademie oder anderen zertifizierten Anbietern, um sicherzustellen, dass Ihr Team immer auf dem neuesten Stand der Technik ist.

Tipp 3: BIM für Logistik nutzen

Setzen Sie BIM ein, um die Baustellenlogistik und das Materialmanagement zu optimieren. Durch die detaillierte Planung und Modellierung können Sie den Materialfluss effizienter gestalten und Engpässe vermeiden. Nutzen Sie BIM, um die genaue Menge und den Zeitpunkt der Materiallieferungen zu planen, wodurch Verschwendung reduziert und Kosten gesenkt werden. Beispielsweise können Sie mithilfe von BIM den Lagerplatz auf der Baustelle besser verwalten und sicherstellen, dass Materialien nur bei Bedarf an einen bestimmten Platz geliefert werden (Azhar, Khalfan, & Maqsood, 2012).

Tipp 4: Digitale Baustellenüberwachung

Implementieren Sie Systeme zur digitalen Überwachung der Baustelle, um den Fortschritt in Echtzeit zu verfolgen und die Produktivität zu steigern. Nutzen Sie Kameras, Drohnen und IoT-Sensorik, um aktuelle Bilder und Daten zu sammeln, die Ihnen einen Überblick über den Fortschritt geben. Mit diesen Informationen können Sie Probleme frühzeitig erkennen und sofortige Korrekturmaßnahmen ergreifen. Ein Beispiel ist der Einsatz von Baustellenüberwachungssystemen wie OpenSpace oder HoloBuilder, die 360-Grad-Bilder der Baustelle liefern (Whyte, 2002).

Tipp 5: Qualitätskontrollen

Nutzen Sie BIM-basierte Tools für präzise Qualitätskontrollen und zur frühzeitigen Vermeidung von Bauabweichungen. Erstellen Sie digitale Modelle, die als Referenz für die Bauausführung dienen, und vergleichen Sie regelmäßig den aktuellen Bauzustand mit diesen Modellen. Durch den Einsatz von BIM können Sie Abweichungen sofort erkennen und korrigieren. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung von Laser-Scanning-Technologien zur Überprüfung der Genauigkeit der Bauausführung im Vergleich zum digitalen Modell (Klein, Li & Becerik-Gerber, 2012).

Tipp 6: Risikomanagement

Integrieren Sie Risikomanagement-Praktiken in Ihre BIM-Strategie, um potenzielle Probleme frühzeitig zu identifizieren und zu mindern. Nutzen Sie BIM-Modelle, um Risiken zu visualisieren und Szenarien durchzuspielen, die mögliche Gefahren aufzeigen. Entwickeln Sie Pläne zur Risikominderung und setzen Sie diese aktiv um. Ein Beispiel ist die Durchführung von Risikoanalysen mithilfe von BIM, um Bereiche zu identifizieren, die besondere Aufmerksamkeit erfordern, wie etwa die statische Integrität von Strukturen bei extremen Wetterbedingungen (Azhar, 2011).

Tipp 7: Kollaborative Projektmanagement-Tools

Fördern Sie die Nutzung von kollaborativen Projektmanagement-Tools, die mit BIM-Systemen interagieren können, um die Kommunikation und Koordination zu verbessern. Nutzen Sie Plattformen wie BIM 360 oder Procore, um alle Projektbeteiligten miteinander zu vernetzen und den Informationsaustausch zu erleichtern. Diese Tools ermöglichen es Teams, in Echtzeit an Modellen zu arbeiten und Änderungen sofort zu sehen und zu kommentieren. Ein Beispiel ist die gemeinsame Nutzung von Plänen und Fortschrittsberichten in einer zentralen Datenbank, die jederzeit zugänglich ist.

Tipp 8: Nachhaltige Baupraktiken

Nutzen Sie BIM, um nachhaltige Baupraktiken zu planen und umzusetzen. Verwenden Sie die Daten aus BIM-Modellen, um den Materialverbrauch zu optimieren und Abfall zu reduzieren. Führen Sie Umweltanalysen durch, um die Auswirkungen Ihrer Bauprojekte zu minimieren. Ein Beispiel ist die Verwendung von BIM zur Planung von energieeffizienten Gebäuden, bei denen die Sonnenausrichtung und die natürliche Belüftung berücksichtigt werden, um den Energieverbrauch zu senken.

Tipp 9: Feedback- und Lernzyklen

Etablieren Sie Feedback- und Lernzyklen, um aus jedem Projekt zu lernen und kontinuierliche Verbesserungen in Ihren BIM-Prozessen vorzunehmen. Sammeln Sie regelmäßig Feedback von Ihrem Team und den Projektbeteiligten, um Schwachstellen und Verbesserungspotenziale zu identifizieren. Nutzen Sie dieses Feedback, um Ihre Prozesse anzupassen und effizienter zu gestalten. Ein Beispiel ist die Durchführung von Analysen nach Projektabschluss, um erfolgreiche Strategien und Fehler zu dokumentieren und zukünftige Projekte davon profitieren zu lassen.

Tipp 10: Partnerschaften mit Technologieanbietern und Forschungseinrichtungen

Bauen Sie Partnerschaften mit Technologieanbietern und akademischen Forschungseinrichtungen auf, um direkten Zugang zu den neuesten Entwicklungen und Innovationen zu erhalten. Kooperieren Sie mit Universitäten und Forschungsinstituten, um von deren Fachwissen und Forschungsergebnissen zu profitieren. Ziehen Sie auch die finanzielle Förderung von Forschungsprojekten in Betracht, um langfristig Ihren Wettbewerbsvorteil auszubauen. Ein Beispiel ist die Zusammenarbeit mit einer Universität, um neue BIM-Technologien zu testen und zu implementieren, welche speziell auf die Bedürfnisse Ihres Unternehmens zugeschnitten sind.

Was sollten Bauunternehmen tun?

Zur Umsetzung der o.g. Tipps sollten Bauunternehmen folgende Schlüsselaktivitäten priorisieren. Der Beginn wären Workshops zum grundlegenden Verständnis der digitalen Transformation. Danach die Initiierung eines umfassenden BIM-Schulungsprogramms, um die digitale Kompetenz des Teams zu stärken. Je nach Ausrichtung des Unternehmens z.B. erste Digitalisierungsprojekte für die Logistik und das Materialmanagement in Kombination mit BIM. Oder die Einführung digitaler Überwachungssysteme für Echtzeit-Insights und die Implementierung präziser Qualitätskontrollen mittels BIM-basierter Tools. Risikomanagement-Workshops, der Einsatz kollaborativer Projektmanagement-Tools und regelmäßige Nachhaltigkeitsbewertungen helfen, Risiken zu minimieren und die ökologischen Auswirkungen besser zu verstehen. Der Aufbau interner Feedback- und Lernforen fördert eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung. Daneben kann der Aufbau von Netzwerken und die Entwicklung von Partnerschaften mit Technologieanbietern und Forschungseinrichtungen den Zugang zu Innovationen sichern. Durch die Fokussierung auf diese Aktivitäten können Bauunternehmen ihre Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit steigern und gleichzeitig nachhaltige Praktiken vorantreiben.

10 Tipps für Nutzerinnen und Nutzer

Tipp 1: Verständnis von BIM erwerben

Informieren Sie sich über die Grundlagen und Vorteile von BIM (Building Information Modeling), um auf Augenhöhe mit Architektinnen, Architekten, Ingenieurinnen, Ingenieuren und Bauunternehmen kommunizieren zu können. Nehmen Sie an Einführungskursen oder Webinaren teil, welche die grundlegenden Konzepte und Anwendungen von BIM erklären. Dadurch können Sie besser verstehen, wie BIM den Planungs- und Bauprozess optimiert und wie Sie sich aktiv in Projekte einbringen können. Ein Beispiel ist der Besuch von Online-Kursen auf Plattformen wie Coursera oder LinkedIn Learning, die spezifische Module zu BIM anbieten.

Tipp 2: Beteiligung am Designprozess

Nutzen Sie BIM-Visualisierungstools, um aktiv am Designprozess teilzunehmen und konstruktives Feedback zu geben. Sprechen Sie mit Ihren Planerinnen und Planern, um Zugang zu diesen Tools zu erhalten. Diese Tools ermöglichen es Ihnen, die geplanten Strukturen in einer virtuellen Umgebung zu betrachten und Ihre Meinung zu äußern, bevor der Bau beginnt. Ein Beispiel hierfür ist die Nutzung von BIM-Viewern, welche interaktive 3D-Modelle bereitstellen, in denen Sie verschiedene Perspektiven und Details des Projekts untersuchen können. Diese werden von verschiedenen Softwareherstellern angeboten (Whyte, 2002).

Tipp 3: Anforderungen klar definieren

Arbeiten Sie eng mit dem Projektteam zusammen, um Ihre Anforderungen und Erwartungen im BIM-Prozess klar zu definieren. Erstellen Sie eine detaillierte Liste Ihrer Bedürfnisse und stellen Sie sicher, dass diese im BIM-Modell berücksichtigt werden. Dies fördert eine klare Kommunikation und verhindert Missverständnisse während der Projektlaufzeit. Beispielsweise können Sie in regelmäßigen Meetings die Fortschritte und Änderungen am Modell besprechen, um sicherzustellen, dass Ihre Anforderungen stets im Mittelpunkt stehen.

Tipp 4: Smart Building Technologien verstehen

Informieren Sie sich über Smart Building Technologien und deren Integration, um den Betrieb und die Wartung Ihres Gebäudes zu optimieren. Diese Technologien umfassen Systeme zur Energieverwaltung, Sicherheit, Komfort und Kommunikation, welche alle miteinander vernetzt sind. Verstehen Sie, wie diese Systeme in das BIM-Modell integriert werden können, um die Effizienz und Benutzerfreundlichkeit des Gebäudes zu steigern. Ein Beispiel ist die Integration von Smart Lighting und HVAC-Systemen, welche bereits im BIM-Modell eingeplant werden können (Kensek, 2014).

Tipp 5: Langfristige Wartungsplanung

Nutzen Sie die BIM-Modelle aus der Planungsphase für die langfristige Wartungsplanung und das Facility Management. Mit einem detailliert definierten BIM-Modell haben Sie Zugang zu relevanten Informationen über die Bauweise, Materialien und Installationen Ihres Bauwerks, was die Planung und Durchführung von Wartungsarbeiten erleichtert. Dies hilft, langfristig Kosten zu reduzieren und die Lebensdauer des Bauwerks zu erhöhen. Ein Beispiel ist die Verwendung der Daten aus dem BIM-Modell, um im Vorgriff präventive Wartungspläne zu erstellen und somit langfristig kostenintensive Reparaturen zu vermeiden.

Tipp 6: Datensicherheit und -privatsphäre

Achten Sie auf die Sicherheit und Privatsphäre Ihrer Daten, insbesondere wenn im Bauwerk IoT-Geräte und Sensoren zum Einsatz kommen. Stellen Sie sicher, dass alle Daten, die in das BIM-Modell integriert werden, durch robuste Sicherheitsprotokolle geschützt werden. Arbeiten Sie mit IT-Experten zusammen, um regelmäßige Sicherheitsüberprüfungen und Updates durchzuführen. Ein Beispiel ist die Implementierung von Verschlüsselungstechnologien und die Verwendung sicherer Netzwerkverbindungen, um den Schutz sensibler Daten zu gewährleisten.

Tipp 7: Nutzerorientiertes Design fördern

Betonen Sie die Bedeutung eines nutzerorientierten Designs, das sich an Ihren Bedürfnissen als Nutzerin und Nutzer orientiert. Beteiligen Sie zukünftige Nutzergruppen frühzeitig im Designprozess und sammeln Sie deren Feedback, um sicherzustellen, dass das Bauwerk ihren Anforderungen entspricht. Ein nutzerzentriertes Design erhöht die Zufriedenheit und Nutzungseffizienz. Ein Beispiel ist die Durchführung von Nutzerbefragungen und Workshops während der Planungsphase, um wertvolle Einblicke und Vorschläge zu erhalten.

Tipp 8: Feedback-Schleifen einrichten

Stellen Sie sicher, dass Feedback-Schleifen eingerichtet werden, um die Nutzungserfahrung kontinuierlich zu verbessern. Implementieren Sie Mechanismen, mit denen Nutzerinnen und Nutzer regelmäßig ihre Erfahrungen und Anregungen teilen können. Diese Rückmeldungen sollten in den BIM-Prozess einfließen, um auch zukünftige Projekte zu optimieren. Ein Beispiel ist die Einrichtung eines digitalen Feedback-Portals, in welchem Nutzerinnen und Nutzer ihre Meinungen und Verbesserungsvorschläge direkt einbringen können.

Tipp 9: Technologische Flexibilität

Seien Sie offen für technologische Anpassungen und Upgrades, um den Wert und die Funktionalität Ihres Bauwerks langfristig zu erhalten. Halten Sie sich über neue Entwicklungen und Trends im Bereich der Bau- und Gebäudetechnologie auf dem Laufenden und prüfen Sie regelmäßig, welche Innovationen für Ihr Bauwerk von Vorteil sein könnten. Ein Beispiel ist die regelmäßige Evaluierung und Implementierung neuer Software-Updates und -Tools, welche die Effizienz und Funktionalität der BIM-Modelle verbessern können.

Tipp 10: Nachhaltigkeitsziele setzen

Berücksichtigen Sie Nachhaltigkeitsziele in Ihrem Projekt und nutzen Sie die BIM-Methode, um energieeffiziente und umweltfreundliche Lösungen zu identifizieren. Verwenden Sie BIM, um die Umweltbelastungen Ihres Bauwerks zu analysieren und nachhaltige Materialien und Techniken zu integrieren. Das trägt zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks bei und fördert langfristig nachhaltige Baupraktiken. Ein Beispiel ist die Durchführung von modellbasierten Lebenszyklusanalysen, um den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen eines Gebäudes zu bewerten und wo möglich zu minimieren.

Was sollten Nutzerinnen und Nutzer tun?

Vor allem für Nutzerinnen und Nutzer ist es wichtig, sich durch Bildung und aktive Teilnahme im Projekt zu engagieren. Beginnen Sie mit der Teilnahme an BIM-Grundlagenkursen oder bilden Sie sich durch Online-Tutorials weiter. Damit entwickeln Sie ein Verständnis der Methoden und Technologien. Engagieren Sie sich in Design-Meetings und nutzen Sie aktiv BIM-Visualisierungstools, um direkt Feedback an die am Projekt Beteiligten zu geben. Damit machen Sie Ihr Interesse und vor allem Ihre Anforderungen deutlich. Informieren Sie sich über Smart Building Technologien und deren Integration. Dadurch können Sie die Effizienz Ihres Bauwerks steigern. Arbeiten Sie mit Expertinnen und Experten zusammen, um eine langfristige Wartungsstrategie für Ihr Bauwerk zu entwickeln. Nur so können Effizienzgewinne im Betrieb optimal genutzt werden. Achten Sie auf Datenschutz und die Sicherheit Ihrer Daten sowohl in Planung und Bau, als auch im Betrieb. Zudem sollten Sie auf ein nutzerzentriertes Design hinwirken in dem effektive Feedback-Mechanismen eingerichtet sind.

Und nun?

Die fortschreitende Integration von BIM verspricht eine Zukunft, in welcher die Effizienz von Bauprojekten stark gesteigert, die Qualität der Bauwerke verbessert und der Betrieb nachhaltiger gestaltet werden kann. Durch die 30 Tipps zur Nutzung der BIM-Methode und digitaler Technologien eröffnen sich für Designer, Fachplanende und Bauunternehmen neue Möglichkeiten zur Optimierung ihrer Arbeitsprozesse, zur Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit, zur Minimierung von Risiken und schließlich Reduzierung von Kosten. Gleichzeitig ermöglicht es den Endnutzerinnen und Endnutzern, sich aktiv und informiert in den Gestaltungsprozess einzubringen, ihre Anforderungen präzise zu kommunizieren und den Mehrwert ihrer Immobilien langfristig zu sichern. Es bildet sich also ein Kokreativer Prozess zwischen allen Akteuren (siehe die Definition von BIM in diesem Beitrag).

More to come …

In naher Zukunft wird die weitere Verbreitung und Vertiefung des Wissens um BIM in Kombination mit der die Nutzung von Echtzeit-Daten nicht nur die Art und Weise, wie wir bauen, grundlegend verändern, sondern auch die Rolle der Beteiligten im Planungs-, Bau- und Nutzungsprozess neu definieren. Die digitale Transformation ist dabei nicht als Problem, sondern als Chance zu begreifen, um den Menschen wieder in den Mittelpunkt der Bauwerke zu stellen. Damit wird es möglich sein, die Vision von intelligenten, nachhaltigen und nutzerorientierten Bauwerken Wirklichkeit werden zu lassen.

Die Zukunft des Bauens ist digital, nachhaltig und integrativ, und jede Akteurin und jeder Akteur in der Wertschöpfungskette hat die Möglichkeit, diese aktiv mitzugestalten.

Quellenverzeichnis:

Azhar, S. (2011). Building Information Modeling (BIM): Trends, Benefits, Risks, and Challenges for the AEC Industry. Leadership and Management in Engineering, 11(3), 241-252. online

Azhar, S., Khalfan, M., & Maqsood, T. (2012). Building Information Modeling (BIM): Now and Beyond. Australasian Journal of Construction Economics and Building, 12(4), 15-28. online

Ballard, G., & Howell, G. (2002). Lean Project Management. Building Research & Information, 31(2), 119-133. online

Chesbrough, H. (2003). Open Innovation: The New Imperative for Creating and Profiting from Technology. Harvard Business Review Press.

Eastman, C., Teicholz, P., Sacks, R., & Liston, K. (2011). BIM Handbook: A Guide to Building Information Modeling for Owners, Managers, Designers, Engineers and Contractors (2. Auflage). Wiley.

Kensek, K. (2014). Building Information Modeling. Routledge.

Klein, L., Li, N., & Becerik-Gerber, B. (2012). Image-based Verification of As-Built Documentation of Operational Buildings. Automation in Construction, 21, 161-171. online

Whyte, N. (2002). Virtual Reality and the Built Environment. Architectural Press.

Schlagwörter:  Digitale Transformation, Building Information Modeling, BIM, Echtzeit-Daten, Real-Time Data, Nachhaltigkeit im Bauwesen, Zusammenarbeit, Kokreation.

Diesen Beitrag zitieren: Karl, C. [Christian K. Karl]. (2024). 30 Tipps um BIM optimal zu nutzen [Blog-Beitrag]. 18.06.2024. BauVolution, ISSN 2942-9145. online verfügbar